It's gettin' big!

Die Dropkick Murphys mit den Broilers und Emscherkurve 77 im Palladium

Konzertbericht: Dropkick Murphys - Köln, Palladium, 27.03.2008

So oder so ähnlich hätte das Motto am vergangenen Donnerstag im Kölner Palladium sein können. Eine Riesenhalle, in die Aufgrund des riesigen Zuschauerandrangs gewechselt werden musste, dazu drei Vorbands. Dopkick Murphys haben sich seit ich sie im letzten Jahr gesehen habe noch einmal zu etwas größerem entwickelt, als sie damals schon waren.

Vielleicht ein Effekt von „Shipping up to Boston“ in Departed, mit Sicherheit aber auch ein überzeugendes Statement für die Größe von „The Meanest of Times“. Nun erst mal zum Konzert. Aufgrund des riesigen Andrangs beim Einlass und terminlichen Problemen nach dem Interview mit Scruffy (man will ja nach nem Murphys-Konzert nicht unbedingt mehr Auto fahren...) muss ich leider eingestehen, dass ich Emscherkurve 77 und A Year long Disaster nicht gesehn habe. Schade drum, eigentlich fand ich die Vorbands bei Murphys-Konzerten bisher immer sehr überzeugend. habe ich dann auch nur teilweise mitbekommen. Was mich bei dieser Band am meisten überrascht hat ist, welche Massen an Fans wegen einer Vorband zu einem Konzert kommen können. So viele Shirts einer Vorband hab ich selten gesehen. Respekt! Den Traditionalisten ärgerts, es darf aber auch mal was Neues sein!

Dann, gegen kurz vor 22 Uhr, geht endlich das Licht aus und Sinead O'Connor intoniert wie gewohnt „Foggy Dew“. Das heißt, warm machen für „For Boston“... Doch dann unterbricht etwas unerwartet die von „Famous for Nothing“ bekannte Schulklingel die „Let's go Murphys“-Rufe. Auch gut, weil schnell und schon rockt die erste Reihe. Und das in einer Härte, die selbst Essen im letzten Jahr übertrifft. Vielleicht liegt es an der Masse der Leute, vielleicht am Zuschnitt der Halle, aber was da abging war sehr hart. So hart, dass Al im Verlauf des Konzertes darauf hinweisen muss, dass man mehr Rücksicht aufeinander nehmen solle. Aber da stehe ich schon lange hinten. Viel „Meanest of Times“ - gemischt mit Klassikern

Im Verlauf des Gigs zeigt sich immer mehr, wie zufrieden die Jungs aus Boston mit ihrem „neuen“ Album sein müssen. Ich kann mich an keine Tour erinnern, auf der so viele Stücke des aktuellen Albums eingebaut waren. Das ist, aufgrund der Klasse des Albums, hervorragend, weil einen das Konzert klasse unterhält, auf der anderen Seite kommt man aber nicht umhin den ein oder anderen Klassiker zu vermissen. Bei mir waren es vor allem „For Boston“ und „The Gauntlet“ - by the way: War eigentlich „Forever“ drin???

Man muss aber auch sagen, dass ein solcher Schnitt, wenn vielleicht auch sehr radikal durchgeführt, irgendwann kommen musste. Die Band entwickelt sich, neue Songs kommen hinzu. Da kommt es schon mal vor, dass das ein oder andere liebgewonnene Ritual hinten rüber fällt. Schade, aber wie heißt es so schön: Vorwärts und nicht vergessen! ;) Vielleicht ist ja auf der nächsten Tour wieder mehr älteres drin.

1 1/2 Stunden Vollgas

Nach 1 1/2 Stunden Vollgas in denen vom aktuellen Album von "Tomorrow's Industry" über "Echoes on 'A.' Street" bis hin zu "Flannigan's Ball" wirklich alles zu finden war und die dann mit Klassikern à la "Worker's Song", "Black Velvet Band" oder "Curse of a fallen Soul" ergänzt wurden endet dieses Erlebnis mit einer grandiosen Zugabe. Diese beginnt mit dem mittlerweile fast schon "größten" Song der Band "I'm shippin up to Boston" und zieht sich dann zum ewigen Abschluss "Skinhead on the MBTA" mitsamt Bühnensturm. Doch wer meint, hiermit endet, wie üblich, jedes Murphys-Konzert wird von den Jungs wiederum überrascht. Inmitten einer total überfüllten Bühne wird noch der Klassiker der Murphys nachgelegt. "Boys on the Docks" - der Hammer zu diesem Zeitpunkt, der die Halle noch einmal zum Kochen bringt. Unglaublich!

Hingehen, CDs kaufen, T-Shirts holen

Was bleibt abschließend über ein solches Ereignis zu sagen? Eigentlich nicht, außer, dass man jedem eine Teilnahme an Murphys-Konzerten empfehlen kann. Man sollte es zumindest einmal mitgemacht haben. Ich freu mich auf die nächste Tour... Vielleicht trainiert der gute Alexander sein Deutsch dann noch ein bisschen mehr auf Wunsch seiner Mutter. ;)

Eins bleibt mir noch bevor ich's vergesse. Respekt an die Mitglieder der Turbojugenden im Rheinland. Eine enorme Präsenz. Hat mir gefallen!

Autor: Jöran Kuschel

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