Briefe aus dem Untergrund in Köln

The Levellers in Kölner Werkstatt

Konzertbericht: The Levellers - Köln, Werkstatt, 05.02.2009

Seit 21 Jahren unterwegs und sie können es einfach nicht lassen. Nachdem für mich schon das letzte Album "Letters From The Underground" das Beste der Jungs aus Brighton in diesem Jahrtausend war, durfte ich mich letzte Woche davon überzeugen, dass die Levellers auch Live wieder zu ihrer alten Stärke zurückgefunden haben.

Kein schnöder Pop-Mist mehr, sondern kerniger Punk-Rock mit britischen Folk-Einschlag. Kein "Jig-" und "Reel-Geklimper" sondern Anarchisten-Poesie und politische Statements, das waren damals, und heute sind sie es sogar mehr denn je. Donnerstag, ein Tag unter der Woche, und die Werkstatt in Köln-Ehrenfeld platzt aus allen Nähten, die Luft ist zum Schneiden dick, für mich wird der Begriff "Ausverkauft" gerade neu definiert. Hätte mit mir jemand vorher gewettet, dass es so voll werden würde, hätte ich glatt 'nen Kasten Bier verloren.

Beginnen durfte an diesem Abend die schwedische Band The Headlines. Die vier sympathischen Musiker waren schon vor 2 Jahren mit den Levellers in Skandinavien unterwegs, soll ja kein schlechtes Zeichen sein. Und tatsächlich machen die Jungs um Bassistin "Kerry Bomb" ordentlichen Rock n'Roll mit 'ner guten Portion Punk. "Pink Rock" nennen sie ihren Sound selbst und irgendwie passt das ja zum Kleid von Kerry. Der Sound mit E-Mandoline und auch mal mit einem Saxophon scheint auch ganz gut bei den Levellers-Fans angekommen zu sein, denn nach dem recht kurzen 20-minütigen Gig, wurden doch schon einige CD der Schweden verkauft.

Der Großteil der Menge ist aber wohl oben in der Halle geblieben, um ihren mühsam erkämpften Platz zu verteidigen. So kam es mir vor, als ich jegliches diplomatische Geschick anwenden musste, um wenigstens für ein paar Fotos nach vorne zu kommen. Die Fotoausbeute ist leider dementsprechend mager. Aber was soll's, nach dem Konzert in Köln, bin ich mir sicher, dass ihre nächste Tour in Deutschland ausgedehnter ausfallen wird, als es diese Mini-Tour tat.

Nach dem mittlerweile üblichen Dudelsack/Sirenen-Intro begannen Mr. Chadwick und Co. mit der '93 Single Belaruse, ein guter Starter, der gleich anzeigte in welche Richtung es an diesem Abend gehen sollte. "Feiern und Tanzen" und dabei großartige Songs aus den letzten 20 Jahren lauschen. Stimmt so eigentlich nicht wirklich, denn neben einigen Songs vom aktuellen Album Letters From The Underground gab es hauptsächlich Stoff vom '91 Album Levelling the Land (+/- 2 Jahre). Diese Zusammenstellung ist eigentlich kein Wunder denn nach einer kleinen Durststrecke zum Beginn dieses Jahrtausend scheint die Richtung der Levellers wieder ganz klar zurück zu ihren alten Stärken zu gehen. Angepasste Musik ist out, energischer Folk-Punk mit eindeutiger Attitüde ist wieder in, selten habe ich die Levellers so straight und rockig gesehen.

Mitsing-Höhepunkte gab es dann zum Ende der ersten Konzerthälfte mit den Crusty-Hymnen Carry Me und One Way. Letzteres wieder mal mit Merchandiser Steve am Didgeridoo, grell in Neofarben geschminkt, das Didge dröhnend, leitet er mit seinem typischen Intro den Song ein. Schön diesen surrealen Auftritt mal wieder zu sehen. Gespannt war ich auch auf Behold A Pale Rider, für mich das beste Stück auf dem letzten Album. Ich wurde nicht enttäuscht, irgendwann durfte dann Saiten-Allrounder (Gitarre, Mandoline und Banjo) Simon ans Mikro um diesem Song seine Stimme zu leihen, klasse, geile Folkstimme.

Bei den Zugabe zeigten die Levellers dann noch mal genau, wofür sie stehen. Das langsame folkige Another Man's Cause das thematisch aktueller ist den je, da heute mehr europäische Soldaten in fremden Ländern Kriege führen als je zuvor. Tour-Romantik bei Far from Home, Pogo-Klassiker Dirty Davy über die Ungerechtigkeit der Justiz und zum Schluss noch die Hymne Liberty. Abwechslungreicher Folk-Punk-Rock mit Inhalt.

Schön dass neben den US-Importen auch noch Folk-Punk von den britischen Inseln bei uns Erfolg haben kann. Viele junge Gesichter im Publikum zeigen, dass die Musik der Levellers auch in der Zukunft ihre Fans finden wird.

Setlist:

  • Belarus
  • The Fear
  • Burn America Burn
  • Road
  • Before The End
  • Together All The Way
  • Death Loves Youth
  • Sell Out
  • Behold A Pale Rider
  • Carry Me
  • Eyes Wide
  • One Way
  • 100 Years Of Solitude
  • A Life Less Ordinary
  • The Cholera Well
  • The Riverflow
  • ---------------
  • Another Man's Cause
  • Far From Home
  • Dirty Davey
  • ---------------
  • Liberty

Autor: Frank Reins

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