20 Jahre - Rock Im Wald Festival 2015
SOLD OUT - Birthday Rock vom aller Feinsten
Festivalbericht: Rock im Wald - Neuensee, 24.-25.07.2015
Zwei Jahrzehnte später ist diese Grundidee eines familiären Festivals immer noch fest verankert. Mittlerweile natürlich mit wesentlich mehr Rockpilgern aber nichts desto trotz ein sehr schön überschaubares Rockfestival. Der ganzen Rock im Wald-Crew sowie allen Helfern sei hiermit nochmals herzlichst für ihr Engagement, Herzblut und ihre Liebe, die sie in das Festival gesteckt haben, gedankt. So darf es auch ruhig die nächsten 20 Jahre weitergehen.
Rockinjektion vom Feinsten
Frei nach dem Motto: „Wir sind hier und trinken euer Bier!“ läuteten wir schon am Einlass das Rockinferno ein. Nicht das diese Aussage missverstanden wird, denn wir waren angereist um zwei tolle Tage auf diesem hervorragenden Rockfestival zu verbringen. Und man muss sagen, das das Credo "Rock" vollends erfüllt wurde. Klasse Bands, nette Leute, super Wetter, kein Stress, leckeres Essen (für jeden was dabei) bis hin zum süffigen Bierchen waren definitiv die Aushängeschilder dieses Festivals. Mit bis zu 1600 Besuchern war denn auch dieses Event komplett ausverkauft und somit eine Bestätigung für die viele Arbeit der Veranstalter in den letzten Jahren.
DAY One:
Schon am Anreisetag hatten sich einige Rockbegeisterte ein sicheres Plätzchen vor der Bühne gesichert, um mit The Rambles das Festival einzuläuten. Die Jungs aus Schweinfurt starteten denn auch mit ihrem Rotz‘n‘Rock-Garage-Gemisch ordentlich durch und ernteten zu Recht ihren Beifall.
Nach zwanzigminütiger Umbaupause traten mit den Kroaten Cojones eine vielversprechende Band auf. Diese zeigten dann auch auf der Bühne ihr Potential. Teils straighter Rock, teils mit Sludge sowie mit Fuzz-Elementen durchtränkte Songs wurden den Fans in bester Art und Weise dargebracht. Cojones ist definitiv eine Band mit viel Eigenvermögen und zukünftig kann man da bestimmt noch eine Menge erwarten. Mehr Informationen gibt es aber im Interview, das unser Kollege Martin zusammen mit Kai Paetsch (toughmagazine.de) mit den Jungs führte.
Die Schweden-Schweiz-Fraktion Bitch Queens ließ als dritte Band den Punkrock so richtig wieder aufleben. Da verwundert es auch nicht, dass sich im vorderen Bereich der Stage vorwiegend Anhänger der Turbojugend versammelten und fett „ab(punk)ten“. Songs wie „Lipstick Lovers“ oder „Gimme a kiss“ zogen aber auch alle anderen Besucher in ihren Bann und ließen diese in den Punk eintauchen. Man muss sagen: „Punk is not dead“ und das dank den Bitch Queens.
Mit den Isländern The Vintage Caravan trat dann zum ersten mal ein echtes Rockfeeling a la Seventies auf die Bühne. Von Beginn an fühlte man sich auf eine Zeitreise ins Zeitalter von Bands wie King Crimson, Led Zeppelin oder Black Sabbath entführt. Geiler Retrorock, der durch die Eigennote der Jungs ein klassisches modernes Soundgewand entfaltet und jeden diesen Vintage-Rock fühlen lässt. Ein Highlight diesen Tages definitiv.
Mit der Schwedenformation Greenleaf trat dann für mich der Hammer des ersten Tages auf. Ein Gruß an die Gemeinde in Borlänge muss sein. Wenn man in letzter Zeit an guten Rock denkt, dann kommt man nicht um Schweden herum. Ich muss sagen ich hätte gern die Schweden noch ein bisschen zur späterer Stunde gesehen aber soweit war dies natürlich in Ordnung. Greenleaf mit ihrem mächtigen siebzigerversetzten Rockriffing und den psychedelischen teils sphärischen Elementen hatten denn auch die zahlreichen Fans vor der Bühne direkt in ihren Bann gezogen. Rock in bester Qualität und Güte, was die Jungs vom Stapel ließen. Arvid Jonsson mit seiner unverwechselbaren Stimme machte denn auch auf der Stage ordentlich Alarm und puschte die Menge regelrecht auf - ein Rocktrip seinesgleichen. Alles in allem geiler Liveauftritt der sympathischen Herren aus Borlänge.
Da wir schonmal bei den Skandinaviern sind, traten als nächstes mit Bullet seinerseits ebenfalls Schweden in den dunklen Nachthimmel, um die mittlerweile sehr deutlich gestiegene Anzahl an Fans mit Heavy Metal der Sorte AC/DC bzw. Airbourne zu beglücken. Bullet ließen live nichts anbrennen und lieferten genau das ab, was die Masse sich erhofft hatte. Satte treibende Gitarren, 80iger Jahre Posergehabe und die nahezu ähnlich klingende Stimme a la AC/DC Brian Johnson, was letzten Endes dieses Konzept Bullet ausmacht. Bullet haben insgesamt eine gute Show mit einer klasse Bühnenpräsenz abgeliefert.
Zur später Stunde betrat dann der Hauptact des Tages Kadavar aus Berlin die Stage und mit Ihnen gleichzeitig erneut der Hauch der Siebziger. Fortan dominierten nicht nur Schlaghosen und Plateauschuhe die Szenerie, sondern riffgeladene Doomsongs Marke Pentagram oder Hawkwind. Ein Schmaus für die versammelten Fans, um an diesem Abend zusammen mit Kadavar Songs zu genießen, die an ein psychedelischen Mix aus Grand Funk Railroad und Black Sabbath erinnerte. Kadavar ist eine Band, die mit ihrer Art zu musizieren, sich vor ihren Vorbildern verneigt. Insgesamt ein starker erster Opener-Tag, den wir sehr gern genossen haben.
DAY Two:
Nun der zweite Tag hatte gleich früh morgens eine nette Idee für die Fans parat, sofern man sie nutzen konnte. Wir mussten leider dem vorhergehenden Tag (vielleicht lag es auch an dem einen oder anderen Bierchen; „man weißet net“) Tribut zollen und konnten leider an dem 1. offiziellen RIW Frühschoppen mit Live-Musik nicht teilnehmen. Frühstücken mit dem Homies & Spasten Flamingo Team, die allen Frühstücksrockern mit ihrer Live-Musik im Singer/Songwriter Stil wohl das Nutella Brötchen noch schmackhafter gemacht haben sollten.
Punkt 14.20 Uhr läutete man die nächste Runde des RIW-Festivals ein. Pilgrimage legten mit ihrem Heavy.Rock gespickt mit zahlreichen Facetten des Blues sowie Progessiv und einem gewissen Hang zum Doom ein löbliches Achtungszeichen hin.
Dem wollten die Österreicher Insanity Alert in nichts nachstehen und offerierten den Besuchern eine geballte Ladung guten Thrash-Metals. Ähnlichkeiten zu Bands wie SOD oder Nuclear Assault lassen sich nicht verleugnen, denn genau diese haben u.a. die Band beeinflusst, was aber auch völlig in Ordnung geht.
Ein wenig dreckiger und roher wurde es dann mit XII Roar. Die Endgländer erinnern ein wenig an eine Kombination aus Motorhead, High On Fire und dem Südstaatenflair Downs. Ein wuchtiger, dreckiger Bastard, der den Rock'n'Roll in einer härteren Art und Weise zelebriert.
Dass das deutsche Duo The Picturebooks keine Bilderbuchgeschichten erzählt, sollte seit ihrem Auftritt auch jedem klar geworden sein. Mit auf ein Minimum reduziertes Handwerkzeug, hauptsächlich bestehend aus Gitarre und Drum, setzten die zwei Dudes ihren vor Energie strotzenden Raumsound in bester Manier in Szene. Gesangstechnisch prima umgesetzt, um dieser spirituellen Atmosphäre einen starken Ausdruck zu geben. Für mich eine sehr positive Überraschung an diesem Tag.
Die Niederländer John Coffey feuerten mit ihrem Mix aus Screamo, Rock und Punk aus allen Rohren und entzündeten auch bei den Fans ein Flächenbrand. Posthardcore Songs mit melodiösen Refrains, rotznrockende Gitarren und eine sportlich ambitionierte Bühnenshow waren definitiv das Aushängeschild der Band. Als Sänger David Achter de Molen dann auch noch singend in die Zuschauermenge sprang und anschließend von den Fans sanft auf die Stage gehievt wurde, konnte man wohl getrost von einem geilen Abriss sprechen. Tolle Live Show!
Bei den Gladbachern Motorjesus standen von Anfang an alle Kessel unter Volldampf. Da konnte man nur sagen: „Gentlemen please start your engines!“ Satte metalllastige Gitarrenwände, hart groovende und melodiöse Gesangparts, powerendes Bassspiel und der Dampfhammerrhythmus der Drums ließen die Nacken der Fans bis zur Ekstase zucken. Hier war moshen und rocken absolutes „Kick-Ass“-Programm, dem sich die Zuhörer nicht entziehen konnten. Aufgeheitert mit lockeren Schwätzchen und einigen Geschichten aus den Annalen der Band machten die Show zu einem sehr sympathischen Erlebnis.
Ein Mann, ein Name: Brant Bjork And The Low Desert Punk Band! Dies allein sollte den meisten schon gereicht haben, um zu erkennen, dass es sich um das Gründungsmitglied der Stonerband Kyuss handelt. Schon frühzeitig waren viele Fans vor der Bühne erschienen, um den Klängen eines Mr. Bjorks im abendlichen Dunkel zu fröhnen. Dieser enttäuschte seine Musikliebhaber nicht und präsentierte sich in bester Spiellaune, so daß jeder vollends in den Genuss des hervorragenden Livespiels kam. Angeheizt von den rockpunkskaterlastigen Liedern, hatte Brant Bjork soweit alles im Griff. Spielsicher und professionell legte die Band einen sauberen Auftritt ab. Brant Bjorks Vernissage an die Musik, die begeistert von den Fans angenommen wurde.
Nach so vielen Kerlen, die man zwei Tage lang auf der Bühne gesehen hatte, war endlich die Zeit für den Headliner Blues Pills und damit der einzigen Sängerin und Augenweide Elin Larsson gekommen. Von Beginn an fühlte man sich in die Zeit von Künstlern wie Led Zeppelin, Janis Joplin oder Fleetwood versetzt. Blues Pills ist eine junge Band, die sich anschickt den Vintagerock auf ein neues Niveau zu stellen, ohne altbacken zu wirken. Ein Geflecht aus Rock, Soul und Blues ist prägnant für die Identität dieser Band. Blues Pills hatten live nun die mittlerweile unübersehbare Anzahl von Fans in Ihren Bann gezogen. Ob Jung oder Alt schwelgte man ab sofort in der mitgehenden Leichtigkeit und Harmonie des Rocks. Blues Pills lieferten eine erstklassige Show mit Allem, was das Repertoir hergab. Die Geister werden sich noch zukünftig darüber streiten, ob es an Dorians einzigartigen Gitarrensoli, die kraftvollen Drums Andres, Zacks treibenden Bassläufe oder Elins soulige Stimme lag, die diese Nacht so unverwechselbar machte. Ein von Intensität, Kraft und unglaublicher Energie lebender Liveauftritt, dem sich wahrlich nur die wenigsten entziehen konnten. Eine Rocknacht voller Inspiration! Danke Blues Pills !
Nun abschließend kann ich nur sagen, dass wir auch nächstes Jahr unsere bros´ in mind beim Rock-im-Wald-Festival wieder unterstützen werden.
Danke und bis zum nächsten Mal...