Strung Out - Agents of the Underground

Nein, denn mit dem Geburtstagsalbum "Agents of the Underground" beweisen die Jungs aus Simi Valley, dass sie vielleicht Vorbilder vieler sind, aber noch lange nicht von ihren Verehrern eingeholt wurden.
"Agents of the Underground" ist nach "Blackhawks over Los Angeles" das zweite Album, welches vom Titel her eher einen militärischen Kontext aufzieht. Allerdings findet man textlich die alt-bekannten Strung Out Themen. Zwischenmenschliche Beziehungen, Einsamkeit, ab und zu auch mal ein wenig Gesellschaftskritik, wie bei "Nation of Thieves". Und auch musikalisch bleibt sich die Band ihren Wurzeln treu. Rob Ramos, Chris Aiken und Jordan Burns rollen als Rhythmus-Sektion einen sehr breiten Sound-Teppich aus, auf dem sich Jason Cruz und Jake Kiley in gewohnter Manier austoben. Kiley dieses mal mit noch filigraneren Soli, die begeistern, und über Jason Cruz' Stimme und Gesangstechnik, diesmal wieder um sehr schöne Mehrstimmigkeiten und Backings ergänzt, muss man wohl kaum noch ein Wort verlieren.
Trotz der relativ gewohnten Kost bleibt die Platte doch hervorragend und ist nicht als "eine unter vielen" zu werten. Allein beim Opener "Black Crosses" feiert die Band das, was sie seit Jahren auszeichnet und zeigt dann, wozu sie immer noch fähig ist. Eine brutale Metal-Bridge mit einer richtigen Bass- / Gitarrenwand, akzentuiert mit einigen schönen Double-Bases. Hier zeigt also auch der Sound-Teppich seine Unebenheiten. Doch auch mit perfekt melodiösen Stücken schaffen es die Jungs ein ums andere Mal zu überzeugen. So zum Beispiel bei "Heart Attack" oder dem wirklich unglaublich genialen "Vanity", welche beide etwas zurückgenommen rüberkommen, aber gerade bei "Vanity" der großartige und leicht melancholische Gesang das Stück trägt. Dazu ein kleiner aggressiver Scream-Part. Klasse.
Beim Titeltrack "Agents of the Underground" gibt es dann ein echtes Neckbreaker-Riff zu Beginn und einen extrem aggressiven Jason Cruz in den Strophen. Schön zu hören, wozu dieser Mann immer noch fähig ist. Das folgende, bereits angesprochene "Nation of Thieves" gibt Raum für einige Experimente ind Rhythmik und Soundeffekten, sowie Kiley-typische Gitarrenarbeit mit quietschenden Stopps und einem ausgefeilten Solo. Bei "Dead Spaces" wird dann noch einmal klar gemacht, dass die Wurzeln dieser band eindeutig breiter liegen als in Punkrock mit leichten Metal-Einflüssen. Schon von Anfang an gibt es wieder eine Gitarrenwand garniert mit schönen Double-Bases, welche dann aufgelöst wird durch wunderschöne Gesangsspuren, immer wieder zurückkehrend zu Metal-Elementen, ergänzet durch eine weiteres überragendes, wenn auch recht kurzes Kiley-Solo. Eine Klasse für sich! Zum Schluss gibt es dann mit "Andy Warhol" noch einmal einen klassischen Strung Out Track, schnelle Gesangparts mit feinen Backing Vocals, höllische Melodien, stellenweise Punkrock pur, Kileys Metal-Axt. Das ist das, was Strung Out seit Jahren ausmacht.
"Agents of the Underground" ist ein würdiges Jubiläumsalbum der vier Kalifornier geworden, welches sowohl Rückschau auf bereits Erreichtes als auch Ausschau auf das gibt, was noch kommen wird. Stillstand gibt es nicht. Ein ganz großes Dingen, was zeigt, welchen Einfluss eine Band haben kann und sollte. Vielleicht ist es nicht ganz so schön melodiös wie beispielsweise das grandiose "Exile in Oblivion", doch markiert es ein weiteres Highlight dieser Band und des Genres an sich. Es mögen sich bitte weiterhin junge Bands an Strung Out orientieren.