Mike McColgan (Street Dogs) - 05.12.2008
Jöran: Ihr habt State of Grace jetzt ungefähr ein halbes Jahr draußen. Wie gefällt es Dir?
Mike: Für mich hat eigentlich alles, was wir mit den Street Dogs bisher gemacht haben meine bescheidenen Erwartungen vollkommen erfüllt. Wir haben bisher 4 Releases gemacht, jetzt den ersten auf Hellcat / Epitaph, es entwickelt sich wirklich alles sehr gut.
Jöran: Siehst Du es auch so, dass ihr auf State of Grace eine viel größere Style-Vielfalt habt als auf den Alben vorher?
Mike: Ja, das war auch unsere Intention. Wir wollten nicht das gleiche Album nochmal machen. Daher haben wir die Parameter dessen, was wir machen, ein wenig ausgeweitet um mal zu sehen, wo es uns hinführt. Du kannst nicht herausfinden, wer du bist, bis du dich mal ein wenig von dir entfernst.
Jöran: Da war der eine Song, der mich ein wenig an Bloc Party erinnert hat, Guns. Ich fand, das ist schon ein "seltsamer" Einfluss für euch.
Mike: Ich denke, wir bekommen unsere Einflüsse von überall her, deswegen sind wir auch in keiner Weise irgendeinem Genre "verpflichtet". Als wir angefangen haben das Album zu schreiben sind wir da wirklich sehr offen rein gegangen.
Jöran: Ihr habt ja "General's Boombox" Joe Strummer gewidmet. Ist er so etwas wie Dein Idol, oder derjenige, wegen dem Du Musik machst?
Mike: Er ist sowas wie ein primärer Einfluss, nicht nur für mich, eher für alle von uns. Der Song ist eigentlich schon während der "Fading American Dream"-Session entstanden und hat es nicht ganz aufs Album geschafft. Als wir dann mit der Pre-Production von State angefangen haben, ist der Song irgendwie wiederauferstanden. Gute Songs haben manchmal einen lustigen Weg zurückzukommen.
Jöran: Fast jede Band hier bei der Antidote-Tour beruft sich aus Joe Strummer. Warum denkst Du, ist Strummer gerade in den USA so wichtig für viele Musiker?
Mike: Hm, ich denke er hatte einfach eine feurige, bescheidene, impulsive, konstruktive, unglaublich kreative, poetische Kraft. Bei The Clash hat er unheimlich viele Genres vermischt und hervorragende Alben gemacht. Und auch danach hat er alleine und mit den Mescaleros unglaubliche Arbeit abgeliefert. Ich denke sein Leben und sein Vermächtnis sind extrem wichtig und fast schon ikonisch.
Jöran: Du schreibst ja oft sehr persönliche Texte. Denkst Du, dass das besonders wichtig ist? Etwas von sich selbst einzubringen?
Mike: Ich denke, die meiste Zeit ja, nicht immer, aber meistens. Ich bin der Meinung, alles was wir gemacht haben war immer eine Art Fenster dahin, wo die Band in genau diesem Moment war, mental, physisch und geistig. Das fing bei Savin Hill an und geht bis heute. Jedes Album war eine Einblick dahin, wo jeder von uns in diesem Moment war. Das ist auch der Grund, warum dieses mehr introspektiv, organisch und persönlich ist.
Jöran: Kommen daher die häufigen "Working Class"-Texte?
Mike: Natürlich. Mein Hintergrund fließt ja viel in die Texte ein. Wir schreiben aber auch für die Leute, die unsere Platten kaufen und zu unseren Konzerten kommen. Und über Sachen, die echt für uns sind, wo wir selbst durchgegangen sind.
Jöran: Du hast ja ein paar Wendungen in Deiner Karriere gehabt. Angefangen mit den Murphys, dann Feuerwehrmann, jetzt Street Dogs. Beeinflusst das Deine Texte auch?
Mike: Ich glaube schon. Wenn man an Songs wie "Kevin J. O'Toole" von State of Grace oder auch "Jakes" von Savin Hill denkt. Da sieht man schon, dass die Erfahrungen meiner 4 Jahre als Feuerwehrmann ihren Weg in die Musik gefunden haben.
Jöran: Interessiert Dich eigentlich noch, was die Murphys so machen, oder sagst Du: Das Kapitel ist abgeschlossen?
Mike: Nein, ich denke, dass sie das alles sehr gut hinbekommen haben und als wir Savin Hill aufgenommen haben, haben Al und Ken ja auch bei "Stand Up" mitgesungen. Sie haben den Song auf eine hohe Ebene gebracht und ihn zu einem besonderen Song, ganz besonders für Street Dogs und Murphys Fans. Ich denke, dass sie da wirklich was großes . Ich bin auch stolz auf sie und habe Al direkt gratuliert, als sie die Goldene für 500.000 Kopien von "Shippin up to Boston" bekommen haben. Die Sache zwischen uns ist auf jeden Fall cool.
Jöran: Also hast Du immer noch Kontakt zu ihnen?
Mike: Ja, regelmäßig.
Jöran: Ich habe auf eurem Myspace gelesen, dass ihr die Leute in Amerika aufgerufen habt, wählen zu gehen. Ist es für euch wichtig, Leute dazu zu bringen sich für solche Sachen wie Politik zu interessieren?
Mike: Ich denke, jeder sollte sich dafür interessieren und eine Präsidentschaftswahl beeinflusst ja auch das eigene Leben. Daher denke ich, dass es unheimlich wichtig ist teilzunehmen. Und das ist der Grund warum wir diesen Post geschrieben haben. Einfach die Leute dran erinnern. Ganz einfach mit der Idee "Make your voice be heard".
Jöran: Ihr macht ja auch Werbung für Oxfam...
Mike: Ich weiß nicht, ob man es Werbung nennen kann. Es ist einfach Respekt und Anerkennung ihrer Arbeit auf der ganzen Welt und ganz besonders auch in den USA. Es ist also mehr Bewunderung als Werbung.
Jöran: Denkst Du denn, dass Du Menschen aus Deiner Position heraus beeinflussen kannst?
Mike: Hm, ich glaube Menschen lassen sich gar nicht so einfach beeinflussen. Menschen haben ihren eigenen Willen und die Freiheit zu wählen. Ich denke also, dass sie am Ende immer selbst entscheiden, was sich machen und was nicht. Aber was wir machen sind einfach Sachen, die wir machen wollen. Und so kam das z.B. auch mit Oxfam zustande.
Jöran: Ihr tourt jetzt zum 3 Mal mit Flogging Molly...
Mike: Hm, wenn ich überlege ist es sogar die 4. Tour mit denen.
Jöran: Sind sie mittlerweile dann schon sowas wie Freunde von euch?
Mike: Ja, natürlich. Wir sind alle sehr gut befreundet. Wir haben seit dem Beginn unserer Karriere sehr viel zusammen gemacht. Wir sind sehr glücklich, jetzt mit ihnen auf dieser Tour zu sein.
Jöran: Also gefällt Dir die Tour recht gut?
Mike: Ja, es ist großartig hier. Wir finden die Leute großartig, die hier hin kommen, die Shows sind klasse, wir kommen mit allen Bands gut klar. Es ist sehr cool, auf einer Tour zu sein, wo alle miteinander klar kommen und alles easy going ist. Eine super Tour einfach.
Jöran: Und was hältst Du von den beiden anderen Bands Time Again und Skindred?
Mike: Die heizen den Laden jeden Abend unheimlich auf. Vor allem Skindred. Jeden einzelnen Abend bringen die das Publikum vom ersten bis zum letzten Songs zum Kochen. Faszinierend!
Jöran: Die Beziehung zwischen euch Bands scheint ja echt klasse zu sein.
Mike: Ja, das ist sie. Es ist ales lässig. Keiner macht Stress oder lässt den Star raushängen. Es ist einfach cool und brüderlich.
Jöran: Gibt es denn eine Band, mit der Du noch gerne touren würdest?
Mike: Hm, eventuell Against me! oder Rise Against. Das sind zwei Bands, die ich jetzt nennen kann und mit denen wir ja vielleicht in Zukunft mal ne Tour machen könnten. Bei den beiden könnte ich mir das vorstellen.
Jöran: Was hältst Du eigentlich von Bands wie Mr. Irish Bastard oder Fiddler's Green?
Mike: Oh, Mr. Irish Bastard... Mit denen haben wir auf unserer letzten Tour hier gespielt. War klasse!
Jöran: Und was hältst Du generell von so Folk-Punk-Geschichten?
Mike: Ich find es immer gut, wenn eine Band sich entscheidet sowas zu machen, also ihre Einflüsse so stark in die Musik einfließen zu lassen. Und wenn das die Musik ist, die sie machen wollen, immer zu.
Jöran: Okay, was war denn Deine beste Show, die Du jemals gespielt hast?
Mike: Wow, da war mal eine Show im Avalon Ballroom mit Big D and the Kids Table Halloween 2006 glaub ich. Das war cool!
Jöran: Mist, jetzt hätte ich fast vergessen, wie es ist ohne Johnny auf Tour zu sein. Wie ist das für euch?
Mike: Das ist ein riesiger Verlust, ein großer Teil unserer Gruppe, unglaublich groß. Aber so wie es aussieht kommt er am 24. zurück. Er wollte nur ein paar familiäre Dinge klären und dann zurückkommen. Wir freuen uns schon riesig auf ihn.
Jöran: Also ist er nicht dabei auszusteigen?
Mike: Nein, definitiv nicht. Er ist immer noch 100%ig in der Band und wir freuen uns sehr, dass er ab dem 24. wieder dabei sein wird.