Dead To Me - African Elephants

Dead To Me - African Elephants

Wie sagt man so schön? Das zweite Album ist immer das schwerste. Wie viele Bands sind schon an der Aufgabe gescheitert nach einem großartigen Debut ein ebenso gutes Zweitwerk nachzulegen? Häufig endete das Ganze in furchtbaren Zugeständnissen an den Mainstream, da man ja wusste, was sich bei Longplayer Nummer 1 gut verkauft hatte.

Einen vollkommen anderen Weg gehen Dead To Me mit ihrem neuen Album "African Elephants". Hier wird konsequente Weiterentwicklung gepflegt, bei der viel altes über Bord geht und unblaubliche neue Vielfalt gefeiert wird.

Schon von Beginn an geht es mit "X" in eine Richtung, die man beim Vorgänger "Cuban Ballerina" nicht für möglich gehalten hätte. Das Stück ist ein entspannter, vom Dub angehauchter Song, der ein grandioses Intro einer klasse CD darstellt. Gefolgt wird er dann vom einzigen Stück, das an alte Tage erinnert. "Modern Muse" hätte es durchaus auch schon vor ein paar Jahren bei Dead To Me geben können.

Was dann folgt ist ein wunderbarer Bruch mit der "alten" Musik der Band hin zu neuen Ufer. Die Songs werden grooviger, smoother. Man bekommt irgendwie das Gefühl als hätten die Herren beim Schreiben jede Menge Clash und Stiff Little Fingers gehört. "Day without a War" könnte auch von Herrn Strummer stammen. Ein grandioser Song. Oder auch "Bad Friends". Geniales Intro, schön dunkel, zurückgenommen. Gefolgt von einer treibenden, rudimentären Gitarre, die auf jegliche Spielereien verzichtet. Einfachheit wird hier zur eigentlichen Kunst.

Verrückt wird es dann bei "Liebe Liese", bei dem es zu einem treibenden Song, der an den Punk der späten 70er erinnert auch mal ein paar deutsche Zeilen gibt. Aber ich fange wieder an jedes Stück der Platte zu beschreiben. Wollte ich doch eigentlich gar nicht mehr. Doch zu gut ist "African Elephants" geworden. Dann geht es also weiter mit "Cruel World", einer sehr netten Ballade.

Aber um es jetzt wirklich mal abzukürzen nur noch ein paar Worte szu den einzelnen Stücken. "California Sun" sein aufgrund seines lässigen Surfer-Souns noch empfohlen. Ebemfalls ein Reinhören wert sind "I dare You" und "Blue", zwie unglaublich schöne Hooks, eingebaut in perfekte, simple Punkrock-Songs.

Musikalisch ist "African Elephants" wie bereits erwähnt anders als seine Vorgänger, was an dem temporären Ausstieg Jack Dalrymples liegen könnte, weshalb Nathan verstärkt ins Songwriting eingebunden wurde. Auch wurde durch das Fehlen einer zweiten Gitarre mehr Platz für Chickens Bass geschaffen, was auch sehr stark ausgekostet wird. Viele der Stücke sind extrem vom Bass getragen und es werden auch Musikstile verarbeitet (Dub, Reggae), die ja natürlicherweise von einem soliden Bass leben.

Im großen und ganzen bleibt nicht vielmehr zu sagen, als das diese Scheibe ein absoluter Muss-Kauf ist. Da führt kein Weg dran vorbei. Dead To Me haben es geschafft, sich komplett neu zu erfinden und liefern somit kein versemmeltes Zweitwerk, sondern eher ein hervorragendes zweites Debut ab.

Autor: Jöran Kuschel

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