Tim Barry - Lost & Rootless

Tim Barry - Lost & Rootless

Mit Lost & Rootless meldet sich auch dieses Jahr einer der Großmeister der "Vom Punk zum Singer/Songwriter"-Szene mit einem neuen Album zu wort: Tim Barry. Barry ist in dieser Szene unbestritten eine der ganz großen Nummern, was Klasse, Attitude und Credibility angeht. Gebt dem Mann einfach eine Gitarre und er weiß zu überzeugen.

So auch bei Lost & Rootless, welches Barry extrem runtergefahren in seiner eigenen Hütte aufgenommen hat, wobei "Hütte" dabei nicht lässig für Haus gemeint ist, sondern das meint, was das Wort ursprünglich bedeutete. Also Studio rein, die Wände ausgekleidet, sich Unterstützung seiner Schwester Caitlin an der Violine, sowie von Josh Small geholt und ein großartiges Album produziert - mal wieder.

Schon von Opener "No News From The North", diesem wundervollen Liebeslied als Opener, welches jedoch von seinem Debut, den Laurel Street Demos stammt, gibt Barry auch dieses Mal wieder tiefe Einblicke in sein Seelenleben. "I cover the cost of a flight for you to stay one night", so positiv geht Tim Barry zwar selten ans Werk, trotzdem ist es aber großartig. Auch, wie er danach wieder in seine bekannte Melancholie verfällt und das sehr dunkel gestimmte "The James" raushaut. Eine Ode an den Fluss, der das Leben des Mannes aus Richmond immer wieder beeinflusst, die dann auch noch mit einem sehr feinen Avail-Zitat endet, "And the sun is still shining over the James".

Dass Barry sich dieses Mal wesentlich traditioneller Einflüsse bedient, beweisen Songs wie "Poppa's Porch", "Older and Poorer" oder das Blaze Foley Cover "Clay Pigeons", der einzige Song des Albums im Übrigen, der keine direkten Bezüge zu Barrys eigenem Leben und seiner Geschichte besitzt.

Einen kleinen Ausflug in seine immer noch vorhandene Gewalt im Songwriting liefert sehr schön "Knowing Such Things", sehr schön gemacht. Diesen, etwas aggressiver vorgetragenen Song kontrapunktiert Barry dann jedoch wieder hervorragend mit dem songwriting-technisch überragenden und wieder recht melancholischen "Solid Gone".

Vielleicht ist Lost & Rootless nicht so ein Über-Album wie sein Vorgänger 40 Miler und vielleicht auch nicht ganz so melancholisch wie Rivanna Junction, was vielleicht auch daran liegt, dass der überzeugte Zug-Hitchhiker Barry mittlerweile auch zu Familie gekommen ist, doch alles in allem zeigt hier mal wieder einer der Meister dieses Fachs, wo der Hammer hängt.

Autor: Jöran Kuschel

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