Drew, Steve, Mike (Burning Streets) - 08.11.2014

Beim letzten Konzert der diesjährigen Euro-Tour in Essen, war es natürlich Pflichtprogramm, den Jungs von mal einen Besuch mitsamt Interview abzustatten. Also schön in der Essener Südstadt in der Kneipe getroffen und über die Tour, das neue Album und die Wechsel im Line-Up der Bostoner gequatscht.

Jöran: Ihr habt eure Tour vor ungefähr einem Monat begonnen. Freut ihr euch darauf, nach Hause zu kommen?

Drew: Ja, obwohl… Es ist schon lustig, da wir zu Hause direkt noch ein paar Shows auf dem Kalender haben, eine Woche mit Reagan Youth…

Steve: Wir sind quasi nur einen Tag zu Hause.

Drew: Ja, wir sind nur einen Tag zu Hause und denn steht schon wieder eine 12 Stunden Fahrt an. Aber es wird lustig, zu sehen, wie sich Touren in Europa und den Staaten unterscheiden. Wir hatten die beiden nie direkt hintereinander. Es wird cool.

Jöran: Wie war die Tour hier in Europa?!Mike: Es war großartig.

Drew: Ja, es war ne Menge Spaß. Wir haben ungefähr in jeder Stadt in der Tschechischen Republik gespielt. Aber die Shows da sind immer großartig

Steve: Es ist immer schön zu sehen, dass Leute echt kommen um uns zu sehen und sich an uns erinnern. Das ist wirklich echt super.

Jöran: Irgendwelche besondere Erlebnisse? Ich habe witzige Fotos von nackten Tschechen auf Facebook gesehen.

Mike: Das war sooo witzig. Und wir waren bei nem Hockey-Spiel in Tschechien.

Drew: Das war echt cool. Am selben Tag, wie das mit dem nackten Typen.

Steve: Nee, das war später.

Drew: Oh, stimmt. Das war am Tag danach.

Steve: Wir waren in Italien im Meer schwimmen. Das war immer schon auf meiner Bucket List.

Jöran: Ihr habt auch Auschwitz besucht, richtig?

Drew: Ja, das war mit Abstand das beeindruckendste, was wir je gemacht haben.

Mike: Das verändert einen definitiv.

Drew: Wir waren das für ungefähr eine Stunde und waren die ganze Zeit still.

Mike: Wir sind nur rumgelaufen. Es war kalt und auch schon fast dunkel. Es war so absurd. Ich meine, in der Schule liest man darüber und dann fährt man da wirklich hin.

Steve: Ich meine, ich erinnere mich daran, dass ich in den USA, als ich jünger war das alles gelernt habe, es mich aber nicht interessiert hat. Man hat damals gar nicht erfasst, wie schlimm das alles war und eigentlich wollte man nur raus und nach Hause. Aber wenn man es dann selbst sieht.

Mike: Jedes Foto, das wir bisher gesehen hatten, war in Schwarz-Weiß. Wenn man es dann in Farbe sieht.

Drew: Und wenn man sieht, wie groß das Lager war. Soweit wie du nach links gucken kannst und nach rechts und geradeaus. Es ist verrückt.

Jöran: Was bedeutet es denn für euch im Generellen auf Tour zu sein? Ihr tourt ne ganze Menge. Seid ihr mehr ne Tour-Band oder ist das mehr ein nettes Hobby?

Drew: Wir können definitiv nicht davon leben. Bisher bezahlt es noch nicht unsere Rechnungen. Vielleicht in Zukunft mal.

Steve: Wir versuchen so oft wie möglich zu spielen. Letztes Jahr was das alles ein bisschen problematisch, da unser Drummer uns verlassen hat, während wir eine neues Album geschrieben haben. Es waren also fast 1 1/2 Jahre, in denen wir nicht wirklich machen konnten, was wir wollten.

Drew: Wir dachten immer: "Okay, wir haben zwar keinen Drummer, aber wir finden im nächsten Monat bestimmt einen." Und dann wurden es zwei, und dann drei. Es war so viel schwerer, einen Drummer zu finden, als wir gedacht hätten.

Mike: Glücklicherweise haben wir für diese Tour Mike aus Berlin, ohne ihn hätten wir wahrscheinlich keine Ahnung, was wir tun sollten.

Drew: Wir haben jetzt auch wieder einen Drummer zu Hause, aber für eine Weile sah es echt schlimm aus.

Jöran: Ja, ich habe diesen Satz bei euch auf Facebook gelesen: "After an emotional 2013 the band has recovered and rebuilt". Das ist bezogen auf eure Line-Up-Änderungen?

Drew: Wir hatten das bisher noch nicht, daher war es so hart. Es kam ziemlich plötzlich. Er hat uns gesagt, dass er es so einfach nicht weitermachen könnte. Wir sind auch immer noch sehr gute Freunde und verstehen ihn da auch. Eine Woche war es gut und dann von einem Tag auf den anderen, sagte er, dass er mit uns reden müsste. Ich war dann total aus der Spur.

Jöran: Ihr beide habt ja auch seit der High School zusammen in Bands gespielt, richtig?

Drew: Ja, daher hat es mich auch extrem getroffen. Seit wir 13 oder 14 waren haben wir in Bands gespielt, aber naja... Das ist auf jeden Fall eins der Dinge, warum wir uns freuen wieder nach Hause zu fahren und ihn wieder zu treffen.

Jöran: Wie sehen denn eure Pläne insgesamt aus, wenn ihr zurück seid? Ihr habt schon die Tour mit Reagan Youth angesprochen und das neue Album.

Steve: Wenn die Tour mit Reagan Youth vorbei ist, werden wir uns dran setzen, die CD fertig zu stellen. Es ist hart, zu sagen, was passiert, bevor die CD fertig ist. Es hängt auch alles ein wenig vom Release-Date ab. Dann werden wir so schnell wie möglich nach Europa zurück kommen und dann auch ein bisschen in den USA spielen. Es hängt also alles davon ab, wann die CD fertig ist und wann wir sie raus bringen können.

Drew: Die Platte sollte eigentlich recht schnell fertig sein, wenn wir zurück sind. Wir sind schon recht weit voran. Es fehlen noch ein paar Gitarren und andere Kleinigkeiten. Dann müssen wir noch ein Label finden.

Steve: Ja, wir haben derzeit kein Label in den USA.

Jöran: Ihr seid also nicht mehr auf Sailor's Grave?

Drew: Nein, nicht für diese Platte.

Steve: Der Vertrag ist ausgelaufen und ich glaube nicht, dass wir dieses Album mit ihnen zusammen machen werden. Von daher sind wir für die USA auf der Suche...

Jöran: Habt ihr Release-Pläne für Europa? Die Tour hier drüben wurde von Cityrat Booking und ein Teil von Flix Records organisiert. Die bringen ja auch ne Menge raus.

Steve: Ich hoffe, dass er unsere Platte hier in Europa raus bringen wird.

Drew: Ich denke, wir wollen die Platte hier mit ihm (Felix) veröffentlichen, ja. Er ist echt ein cooler Typ, der liebt, was er macht. Ich möchte nicht schlecht über andere Labels sprechen, aber es ist wirklich super, wenn das Label sich um das kümmert, was du machst. Es ist immer gut, jemanden auf deiner Seite zu haben.

Jöran: Spielt ihr eure neuen Songs auch schon auf Tour?

Steve: Ja, ich meine, wir spielen drei neue Songs heute Abend.

Jöran: Wo geht es denn diesmal vom Stil her hin? Ich empfand den Bruch zwischen "Is it in black and white" und "Sit Still" immer sehr hart. Ihr habt damals extrem viel an eurem Stil geändert, Drew hat seine Art zu singen komplett geändert...

Mike: Total...

Drew: Ich denke, da wir wirklich mal drüber nachgedacht haben, wie wir das Album aufnehmen sollten, wird dieses Album vermutlich wesentlich natürlicher als die letzten beiden. Dieses Album wird so klingen, wie wir uns das immer vorgestellt haben.

Steve: Ich würde sagen, wir haben "unseren" Sound gefunden. Stilistisch ist es so, beim letzen mal hat Drew ja zum Beispiel schon wesentlich mehr gemacht und er wird jetzt noch mehr machen. Aber dieses Mal wird es wahrscheinlich wieder aggressiver als beim letzten Mal. Es wird aber auch melodischer.

Drew: Es dauert ja bei vielen Bands meist ein bis zwei Alben bevor sie ihren Sound entwickeln.

Steve: Man lernt ja dann auch seine Instrumente zu spielen... (lachen)

Drew: Bei der ersten war es einfach runter gespielt, bei der zweiten hatten wir dann das Glück mit Mark von Far From Finished zusammen zu arbeiten, der uns bei der Produktion geholfen hat. Diese Mal wird es wieder so. Wir arbeiten wieder mit ihm zusammen und er kennt uns jetzt auch schon ein bisschen besser und wir kennen ihn...

Jöran: Ist der Stilwechsel denn eine bewusste Entscheidung gewesen? ODer kam der so aus euch heraus?

Drew: Ich denke, es kommt einfach so.

Steve: Es kam auch so, dass wir ihm Sachen gezeigt haben und er uns vorgeschlagen hat, was wir ändern könnten und wir haben dann angefangen, es zu benutzen.

Jöran: Wie haben den die Leute reagiert, die euch schon vor "Sit Still" kannten?

Mike: Es wurde eigentlich ganz gut aufgenommen.

Drew: Es war defintiv besser sich zu verändern, als genau so zu bleiben, wie wir waren. Ich spreche oft mit Menschen, die sagen, dass wir gewachsen sind.

Steve: Es passt auch besser zu uns, als das erste Album.

Drew: Ne Menge Leute sagen auch, dass man Verbesserung hört und das ist es definitiv wert.

Jöran: Wie hat euch denn der Line-Up-Wechsel beim Schreiben der neuen Platte beeinflusst?

Drew: Ich denke, das Schreiben selbst hat es nicht wirklich beeinflusst, sondern mehr die Konzerte. Es war hart ohne Drummer und daher sind wir glücklich, dass wir Mike auf dieser Tour dabei haben. Er spielt fast genau wie Chris und es fühlt sich ähnlich an. Beim Schreiben ist es so, dass wir da immer konstant waren und sind. Beim Spielen wird man dann nervös.

Steve: Und Mark wird die Drums dann in den Staaten einspielen.

Drew: Ja, er ist wirklich ein großartiger Drummer.

Jöran: Hattet ihr nicht auch mal nen dritten Gitarristen?

Steve: Haben wir auch immer noch. Aber er konnte dieses Mal nicht mit auf Tour kommen.

Mike: Er ist ein Freund, der aber einen guten Job hat. Daher haben wir immer gesagt, wenn es klappt, dann ist das super, wenn nicht, ist es auch ok.

Drew: Und auf Tour sind 3 Gitarren ja auch nicht so wichtig. Aber bei der Produktion mit Mark wird es einen großen Unterschied machen. Es ist großartig, dass er da ist.

Autor: Jöran Kuschel

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