Die Bullen - Hier komm die Bullen

Die Bullen - Hier komm die Bullen

Deutscher Punkrock steht ja immer unter dem Verdacht entweder zu platt, zu kindisch oder zu pathetisch zu sein, was vielleicht auch daran liegt, dass man das, was gesungen wird zumeist ja doch irgendwie versteht. Dass das Ganze aber auch super ironisch und sarkastisch sein kann, beweise Die Bullen auf ihrem Debut "Hier komm die Bullen".

Zwar wimmelt es im Großen und Ganzen auch hier nur so von Allgemeinplätzen, Plattitüden und Klischees, allerdings erkennt man immer wieder die Ironie und das Aufblitzen großartiger Anspielungen und Textzeilen. So wird aus "Hier komm die Bullen" recht schnell zu einem meiner liebsten deutschsprachigen Alben der letzten paar Jahre.

Mag man zu Beginn von Opener "Der lange Schwanz des Gesetzes" noch ein wenig Sorge haben, dass hier zu viel Elektro-Einfluss in Punkrock gemischt wird, wird man schnell eines Besseren belehrt. Mit Megaphon und ordentlich Wumms wird klar gemacht, wo die Reise hingeht. Die 87 Sekunden des bereits zu einem Video verarbeiteten "Die Bullen kommen" stellen die Zeichen auf Punkrock; und ja, hier werden Bullen noch bejubelt.

Ein erster echter Meilenstein auf der Platte ist dann "Outlaw In-Law". Coole Gitarre, ein kleines Massive Töne Zitat, Brüll-Refrain und Zeilen wie "mindestens so rebellisch wie der FC Bayern München". Schlichtweg groß!

Ein Hang zum gediegenen Elektro-Intro zeigt sich dann wieder beim nächsten Knaller "Cops United", der dazu noch einen 80er-Anklang in den Übergang mischt. Überhaupt bieten Die Bullen Punkrock mit Elektro-Elementen, der die meiste Zeit funktioniert. Einzig und allein "Robocop" geht mir nicht so ganz ins Ohr; allerdings nur aufgrund meiner persönlichen Elektro-Abneigung.

Als leidlicher Auswärtsfahrer beim Fußball bekommt man dann noch einmal von offizieller Stelle bestätigt, was man schon seit Urzeiten weiß und Die Bullen einem hier noch einmal bei "Nur die Coolsten" aufs Brot schmieren: die Coolsten gehen nämlich definitiv zur BFE...

Ein weiteres Highlight der Platte sind definitiv die eingesetzten Sound-Samples ("Basecap, Kette, Turnschuhe. Der Jugendliche passt ins Muster."), ich habe doch das ein oder andere Mal lachen müssen. So was mag ich ja ganz definitiv.

Zum Abschluss lässt sich eigentlich nur sagen, dass man dieses Album im Grunde besitzen muss. Grandiose Texte, musikalisch fühle ich mich immer ein wenig an meine Schlachtrufe-Phase erinnert und, ganz ehrlich, wer ein "Dritte Wahl"-Shirt auf dem Cover sportet kann einfach nicht verlieren! Ich switche jetzt mal von Kiel nach Rostock...

Autor: Jöran Kuschel

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