Das Palladium rappel voll!
New Model Army, Ed Alleyne-Johnson und die Levellers in Köln
Konzertbericht: New Model Army - Köln, Palladium, 21.12.2013
New Model Army und The Levellers werden zwar häufig als Weggefährten betitelt und sie haben ja wirklich vieles gemeinsam. Aber es ist schon Jahrzehnte her, dass diese Bands nacheinander auf einer Bühne standen. Neben ähnlichen Bandwurzeln teilen sich die beiden britischen Bands vor allem einige ihrer Fans. Die ähnliche Fanbasis machte sich während beider Gigs durch kurze Schlangen an der Theke und an dem gut gefüllten Palladium bemerkbar.
Zunächst aber durften Bomb Whateva¿ ran. Auf die Stuttgarter war ich echt gespannt, ihr Video „Keep It Clean“ hatte ich mir schon ein paar mal angeschaut bzw. angehört und ich fand den Titel echt korrekt. Auf der Bühne fand ich die Jungs dann zwar nicht ganz so rotzig wie in dem Video, aber trotzdem wesentlich besser als so manchen anderen NMA-Opener in Köln. Okay liegt vielleicht daran, dass ich diese Rotzrock-Mischung aus Punk/Hardcore und Heavy Rock echt gerne hören. Ist auf jedenfall 'ne Band bei der ich, wenn sie hier in der Nähe spielen würden, auf ein zwei Bier vorbei gehen würde.
Nun durfte der „Support“ The Levellers ran. Es ist schon lange her, dass die Jungs aus Brighton in Deutschland vor einem so großen Publikum spielen durften. Sänger Mark und Bandkollegen schienen es zu genießen, immer wieder strahlten sich die Jungs untereinander an. In England sind die Zuschauerzahlen ja eher andersherum, vielleicht gibt es ja da ein „Gegensupport“. Das Palladium war zu diesem Zeitpunkt bereits voller, als bei NMA im letzten Jahr, und die Band heizte sofort ordentlich ein. Die Setlist spiegelte dabei eher einem Best-Off der alten Zeiten wieder, da gingen die Levellers auf jeden Fall kein Risiko ein. Auch wenn man die letzten Alben der Band nicht kannte, konnte man bei fast jedem Song mitsingen und das tat das Publikum ausgiebig. Meine Highlights waren „Hundred Years Of Solitude“ mit Simon am Micro, „Battle Of The Beanfield“ und „Carry Me“ wegen der vielen vielen Erinnerungen an alte Zeiten und zu früh gegangene Freunde.
Zum Schluss wurde bei Band und Publikum nochmal so richtig aufgedreht. „One Way Of Life“ mit Unterstützung des Merchandisers Stephen Boakes am Didgeridoo und der Klassiker „Dirty Davey“ brachten auch die hinteren Reihen des Palladiums zum Tanzen. Ich machte mir schon über die Kondition der jetzt schon verschwitzten NMA-Fans Gedanken, als die Band nach gut einer Stunde mit „Liberty“ den letzten Song anspielte. Also, das war wohl nicht nur in meinen Augen kein normaler Supportjob. Es gab wohl keine andere Band die häufiger als Support für ein NMA-Weihnachtskonzert gewünscht wurde als die Jungs aus Brighton und man fragt sich, warum hat das so viele Jahre gedauert?
Nun aber der Haupt-Act des Abends New Model Army. Nach einer etwas längeren Umbaupause erklangen zunächst vertraute Klänge, Vagabonds auf einem Akkordeon. Sollte jetzt schon Ed mit seiner Geige die Bühne betreten? Nö, nach dem Intro startete der Gig mit „Stormclouds“ und Ceri an den zusätzlichen Toms, toller Opener! Danach nicht nur Tempo-Halten sondern noch einen Zahn zulegen - „No Rest“, Junge Junge, da will der Herr aus Bradford aber zeigen, wo der Hammer hängt.
Danach heißt es erst mal durchatmen mit ein paar Songs vom neuen Album „March in September“, „Did you make it Safe?“ und „Pull the Sun“, Klasse umgesetzt. Im Gegensatz zu den Levellers wird von Justin und Co ihr letztes Album mit dem Konzert ordentlich promotet. Neben den drei Songs wurden an diesem Abend noch 4 weitere Stücke zum Besten gegeben. Bei „I Need more Time" versuchte Justin dann im Up-Tempo-Ende den Austickenden zu mimen, wirkte doch sehr übertrieben. „Knievel“ hingegen wurde primär akustisch und (fast) solo vorgetragen, einfach toll und wunderschön. Und der Titelsong des aktuellen Albums „Between Dog and Wolf“ ist eh ein Hammerstück. Die Jungs können echt stolz auf ihren letzten Silberling (oder Vinyl) sein. Der Mut dieses Album zu machen und Joe Barresi einen der angesagtesten Metal/Rock-Produzenten/Mischer der letzten Jahre anzuvertrauen, hat sich so was von ausgezahlt! In Köln konnte man nun Zeuge werden, wie die Band den Spirit dieses Albums auch live umsetzen kann.
Für mich ein kleines Highlight war „Archway Towers“, selten gespielt und mal wieder der Beweis, dass NMA immer wieder mit Songs auftrumpfen können, die man schon fast vergessen hatte. Der absolute Höhepunkt war natürlich der Moment, als Ed Alleyne-Johnson die Bühne betrat und „Vagabonds“ anstimmte. War schon ein geiler Moment, als über 3000 Menschen gleichzeitig von der Magie dieses Augenblicks ergriffen wurden. Genug von der Melancholie, sorry.
Mit „Purity“ und „Wonderfull Way to Go“ wurde das Hauptset an diesem Abend abgeschlossen, aber natürlich waren auch in diesem Jahr wieder 2 Zugabenblöcke vorbereitet. „Vengeance“ hat hier bestimmt nicht nur mich überrascht. Und nach 2 Stunden NMA war dann doch wieder Schluss, zumindest für dieses Jahr. Im März 2014 steht dann die „Between Dog and Wolf“-Tour Part II durch etwas kleinere Hallen auf dem Plan und das Weihnachtskonzert 2014 ist auch schon für den 20.12 gebucht. Dann werden sich NMA-Fans aus ganz Deutschland und halb Europa in Köln wieder sehen, vor dem Gig quatschen, Vorbands verpassen, nach dem Gig weiter quatschen und schließlich von der Security rausgeschmissen werden, wie jedes Jahr.