The Flatliners - Dead Language

The Flatliners - Dead Language

Heute erscheint es endlich, das lange erwartete vierte Album der Flatliners, einer Band, die mit ihrem 2010-Hammer-Album "Cavalcade" ihren nicht unverständlichen Anspruch auf den Punkrock-Thron erhoben haben und diesen Titel nun zu verteidigen gedenken. Nach Jahren auf Tour nun also "Dead Language", das diesen Anspruch zementieren soll.

Ich muss zugeben, es gibt in diesem Jahr nur wenige Alben, auf die ich so gespannt war, wie "Dead Language". Zu groß war die Erwartungshaltung, insbesondere nach den beiden Meilensteinen "Cavalcade" und "The Great Awake", die für mich beide zu den besten Alben der jüngeren Punkrock-Geschichte zählen. Sollte es möglich sein, dass dieses hohe Niveau auch in ein viertes Album retten können? Ein Versuch, an dem schon sehr viele Bands gescheitert sind? Kurz gesagt: Es hat außerordentlich gut geklappt!

Doch genug der Vorrede, auf zum Wesentlichen. In altbekannter Flatliner-Manier, gibt es zu Anfange von "Dead Language" erst einmal ordentlich eins vor den Latz. "Resuscitation Of The Year" und "Bury Me" geben richtig schön Gas und zeigen sofort den Drive und die Gewalt, die diese Band groß gemacht haben. Chris Cresswell gibt Gesangs-technisch mal wieder alles, so dass man geneigt ist sich Sorgen um seine Stimme zu machen. Mit dem wunderbaren "Birds of England" zeigen die Jungs dann ihre andere Seite: Schön zurückgenommen und melodiös trägt dieser Song das Album auf eine andere Ebene und bereitet den Weg für das ebenfalls nicht so brutale aber doch treibende "Drwon in Blood", welches im Chorus ordentlich aufdreht.

Darauf folgend leitet "Sew My Mouth Shut", eins der besten Stücke der Platte, über zu "Caskets Full" und dem großartigen "Ashes Away"; drei ganz hervorragende Songs, die gefolgt werden von einem neuen, eher schnellen der Platte. "Hounds" und "Dead Hands" geben ordentliche Mosh-Songs für Konzerte ab, sind aber vielleicht nicht die Hightlights der Platte, die einfach viel zu viele gute Tracks hat. Gleiches gilt für den dritten aggressiven Song in Folge "Quitters", welches allerdings mit sehr guter Drum-Arbeit zu überzeugen weiß.

Den Abschluss der Platte leitet der für mich großartigste Song ein: "Tail Feathers". Ein Song, der mit seiner Crescendo-Struktur immer wieder auf den großen, brutalen Ausbruch des Songs zusteuert, diesen Ausbruch der Gewalt aber im letzten Moment verweigert. Ungefähr so, wie Refn das in "Only God Forgives" macht, falls den jemand gesehen hat. Leute, SO und nicht anders baut man Spannung in Songs auf, bei dem der Hörer ein Ventil sucht um auszubrechen. Vielleicht kein Song, der live so unbedingt kicken wird, aber auf Platte ist das großes Kino. Das gesuchte Ventil findet man dann im großartigen "Young Professionals" und dem würdigen Schlusspunkt der Platte "Brilliant Resilience".

Einziger Kritikpunkt ist für mich das Fehlen eines Offbeat-Songs a la "This Respirator" oder "He was a Jazzman". Ich war immer ein großer Fan dieser Ska-mäßig angehauchten, groovigen Nummern, aber so ist das wohl. Vielleicht ein Zeichen, dass die Band mittlerweile ihre Kinderschuhe hinter sich gelassen hat und ganz einfach zu einer grandiosen Punk-Band herangewachsen ist.

"Dead Language" ist dann auch der, fast schon erwartete, große Wurf geworden. Ein sehr konsistentes, in sich schlüssiges Punkrock-Werk, dass den Ruf der Band und den Status als eine der derzeit besten Punkrock-Combos, zumindest bei mir, bestätigt und ausbaut. Teil eins der sehnlich erwarteten Platten ist also gut gegangen und es wird schwer die Flatliners vom Thron zu stoßen. Warten wir mal ab, was demnächst noch mit "Titles" liefern; "Dead Language" ist auf jeden Fall heißer Anwärter auf den Titel Platte des Jahres.

Autor: Jöran Kuschel

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