Zoltan Bathory, Jason Hook (Five Finger Death Punch) - 08.01.2010
Siegi: Wir hätten euch gerne live in Münster gesehen. Bedauerlicher Weise wurde das Konzert ja wegen Krankheit abgesagt, was ist passiert?
Zoltan: Ja, es war schade, dass wir einige Konzerte absagen mussten, aber wenn man viel Zeit auf der Straße verbringt und eine Menge Leute trifft, ist es unvermeidlich, dass man hier und da auch mal krank wird. Unsere Vorband Marionette zum Beispiel hat es noch heftiger getroffen, sie mussten die Tour wegen Schweine-Grippe verlassen. Wir hatten Glück, dass wir uns nicht an der Grippe angesteckt haben, allerdings habe ich Gleichgewichtsstörungen bekommen. Es war so, als ob ich sehr sehr betrunken war, aber eben ohne Alkohol, ... und es kostete nichts - hahaha! Tatsächlich ist es aber so gar kein gutes Gefühl. Man bekommt einen heftigen Drehschwindel bis zu dem Punkt, dass man sich nicht mehr auf den eigenen Füßen halten kann. Es kann dafür viele Gründe geben. Ich habe es nach einer Schiffsüberfahrt von Finnland nach Schweden bekommen, so dass wir von einer Art Reisekrankheit ausgegangen sind. Aber es hielt dann leider doch mehrere Wochen an und letztendlich wusste ich nicht woran es lag. Vielleicht habe ich mir meine Trommelfelle weggeblasen oder ich hatte eine Infektion im Ohr, die Ärzte konnten es nicht mehr herausfinden.
Siegi: Gibt es Pläne nach Deutschland zurückzukommen? Spielt ihr auf irgendwelchen Festivals?
Zoltan: Ja klar! Wir werden die abgesagten Shows wieder nachholen und hoffen natürlich auf größeren Festivals spielen zu dürfen.
Siegi: Wie haben euch denn die Konzerte in Deutschland gefallen. Habt ihr sie gemocht?
Zoltan: In Deutschland sind wir noch relativ unbekannt, also wir haben gerade erst begonnen eine Beziehung zu den deutschen Metal-Fans aufzubauen. Wir spielen hier noch in viel kleinere Shows als in den USA oder in England, aber es ist sehr aufregend zu sehen, wie auch hier unser Publikum wächst. Die Verbindung zu Deutschland ist uns sehr wichtig, da Metal in Deutschland eine große Tradition hat. Ich selbst bin mit deutschen Metal-Bands aufgewachsen.
Siegi: Wie war die Resonanz des Publikums?
Zoltan: Es gibt eine Sache, die gilt für alle 5FDP-Fans — die sind absolut verrückt ... Egal, ob wir vor 4 bis 500 Fans oder in einer Arena mit 35.000 Leuten spielen. Es herrscht Ausnahmezustand, absoluter Ausnahmezustand. Also, im Grunde ist die Reaktion die gleiche, auch wenn wir in Europa in kleineren Hallen spielen. Ich bin wirklich glücklich, dass es diese starke Verbundenheit zwischen unseren Fans gibt, es ist eine Bruderschaft. Ich vermisse jene Tage, ich selbst bin in Europa aufgewachsen und durfte diese Erfahrung machen, alle Metal-Heads der Welt waren eine einzige große Gang, wir passten auf einander auf — und nichts macht mich glücklicher als zu sehen, dass es heute wieder so ist und genau das passiert auf unseren Shows.
Siegi: Gibt es Unterschiede zwischen den Shows in Europa und bei euch zu hause in den USA?
Zoltan: In den USA touren wir seit mehr als 3 Jahren, sodass wir dort größere Hallen bespielen und unsere ganze Bühnenausstattung mit dabei haben, aber wenn alles so gut weiterläuft, hoffe ich, dass wir auch bald unser vollständiges Equipment mit nach Europa bringen können.
Siegi: Auf eurer Website habt ihr eine 5FDP-Tattoo-Gallerie. Wie wichtig ist euch der Kontakt zu euren Fans? Habt ihr einige der Fans persönlich getroffen?
Zoltan: Ja, wir versuchen immer so viele Fans wie möglich zu treffen und einige Jungs mit den 5FDP-Tattoos kennen wir auch persönlich. Tatsächlich kommen nicht wenige von denen aus Deutschland.
Siegi: Welche Musik hört ihr im Tourbus, wenn ihr unterwegs seid?
Zoltan: Ich höre eine Menge Zeugs, aber hauptsächlich Metal-Bands mit guten Sängern — Killswitch Engage, Scar Symmetry, Demon Hunter, ...
Siegi: Euer erstes Album "The Way Of The Fist" und euer aktuelles Album "War Is The Answer" sind in den Staaten sehr erfolgreich und ihr seid derzeit eine der am schnellsten wachsenden Bands im Metal-Business. Wart ihr über den Erfolg überrascht?
Zoltan: Weißt du, Erfolg ist immer eine Überraschung, weil der Erfolg nicht berechenbar ist, es gibt dafür keine Formel. Und die Idee, dass ein Platten-Label eine Band erfolgreich machen kann, ist ein Mythos. Du kannst Menschen nicht dazu zwingen eine Musik zu mögen, egal wie viel Geld du in die Promotion steckst. Die Leute mögen halt das, was sie mögen und mehr gibt es nicht. Wir sind in der glücklichen Lage, dass viele Leute das zu mögen scheinen, was wir machen — in soweit ist es eine Überraschung — auf der anderen Seite arbeiten wir auch sehr hart, wir touren seit Jahren ununterbrochen und haben selten Zeit für andere Sachen.
Siegi: Hattet ihr jemals Angst dafür, eure eigenen Erwartungen mit dem zweiten Album nicht zu erfüllen?
Zoltan: Überhaupt nicht, wir waren sehr aufgeregt, einige neue Sachen zu schreiben. Wir wollten einerseits unseren unverkennbaren Sound behalten, andererseits aber auch unseren musikalischen Horizont erweitern, und ich denke, dass haben wir auch erreicht. Es ist ein vielseitigeres Album geworden. Das wichtigste Element ist der Song-Gedanke. Du brauchst einprägsame Songs oder Melodien, ohne dies funktioniert es nicht. Wir lieben das Shredding, die Solos und all das Zeug, aber der Song steht immer an erster Stelle. Wir wollten ein Album schreiben, das wir alle mögen, das war unser Anspruch und das haben wir gemacht. Wie dann das Publikum darauf reagiert, war eine andere Frage, aber zu unserem Glück mochten es auch die Fans und die Platte verkauft sich auch gut.
Siegi: Was hat sich für dich persönlich seit eurem Erfolg verändert? Gibt es Leute, die dich auf der Straße erkennen?
Zoltan: In den USA — ja — einige Leute dort kennen die Band oder haben zumindest von ihr gehört, aber wir sind weit davon entfernt ein bekannter Name zu sein, wir sind keine Superstars oder so. Metal-Bands kommen selten an den Punkt, wo sie von jedermann erkannt werden, wie z.B. Madonna oder andere großen Popstars. Also, ich komme noch nicht um Strafzettel herum, wenn ich mal zu schnell fahre, da müssten wir noch viel mehr Platten verkaufen, bevor uns die Polizei erkennt und uns so etwas durchgehen lässt.
Siegi: Deine Texte sind sehr persönlich und auch sozialkritisch. Ist es für eine Band wichtig kritische Texte zu schreiben? Ist dies ein Grund für euren Erfolg?
Zoltan: Es ist definitiv ein Teil davon. All unsere Texte beschäftigen sich mit aktuellen und realen Situationen. Wir bringen nichts über so ein Fantasy-Kram mit Drachen und Schwertern oder ähnliches Zeugs. Ich glaube, es ist für die Leute einfacher sich mit Sachen, die sie verstehen oder die sie selbst erfahren haben, zu identifizieren.
Siegi: Wovon lasst ihr euch inspirieren?
Zoltan: Ivan ist ein sehr seltsamer Charakter und etwas verrücktes passiert mit ihm fast jeden Tag, also muss er nur über sein eigenes Leben und seine Erfahrungen schreiben.
Siegi: "Bad Company" ist ein Cover-Stück auf eurem letzten Album. Wird es in der Zukunft noch weitere Cover-Stücke geben?
Jason Hook: Wir wollen uns da nicht selbst beschränken, indem wir "Nein" sagen. Mit dieser Band wollen wir das machen, wo drauf wir auch immer Lust haben. Über den einen oder anderen Song haben wir schon mal gesprochen, ob wir ihn covern sollen, aber wir suchen nicht nach irgendwelchen Songs, die wir mal covern müssen. Solche Diskussionen entstehen mal, wenn einer im Proberaum oder beim Soundcheck ein Riff spielt und alle sagen: "Hey, dass wäre ein cooler Song, den man mal aufnehmen könnte".
Siegi: Wer war für euer Artwork verantwortlich?
Zoltan: Wir haben das an eine chinesische Firma "ausgesourced" (lol). Nein, Zoltan und sein Freund Sxully sind ein verrücktes Design-Team, sie haben das alles gemacht.
Siegi: Weihnachten steht vor der Tür. Wie verbringt ihr Weihnachten und Silvester?
Jason: Einige von uns werden Richtung Süden in warme tropische Urlaubsgegenden reisen. Für mich ist eh jede Nacht auf unserer Tour wie Silvester, also würde ich lieber einige ruhige Aktivitäten in den freien Tagen genießen.
Zoltan: Wir verbringen mehr als 300 Tage im Jahr auf der Straße, deshalb sind ein paar Wochen um die Feiertage großartig. Ich persönlich werde ein paar Inseln ansteuern, die warm, sonnig und ruhig sind. Ich denke die anderen Jungs werden wohl etwas Ähnliches tun, einfach entspannen und Kräfte sammeln für das Jahr 2010.
Siegi: Was macht ihr, wenn ihr nicht mit Touren oder Songwriting beschäftigt seid? Welche Interessen habt ihr neben der Musik?
Jason: Ich bin ein Technik-Freak, Elektronik und so. Ich verbringe auch viel Zeit mit Lesen, lerne einiges und ich versuche gesund zu bleiben. Es scheint mir, dass ich auch ein Interesse an den Innenausstattungen meines Hauses entwickle. Du weißt, Maschinengewehre im ganzen Haus aufhängen, Bilder von Panzern und Explosionen, also das ganze familienfreundliche Programm.
Siegi: Könnt ihr euch ein Leben ohne Musik vorstellen? Gibt es Alternativen?
Zoltan: Nein, nicht wirklich. Auf einer verlassenen Insel würde ich wahrscheinlich einen Hai nieder ringen, um ihn dann zu häuten und daraus Trommeln zu bauen, oder ich würde dort mit Stöcken und Steinen herumschlagen.
Siegi: Welche Art von Interviews mögt ihr am liebsten und warum?
Jason: Video-Interviews, solange meine Haare gut liegen! (lol)
Siegi: Was sind eure Pläne für die Zukunft?
Zoltan: Wir werden im nächsten Jahr touren, touren und nochmals touren. Ich denke wir werden kommen und spielen auf großen deutschen Festivals, zumindest hoffen wir das.