Michael Poulsen, Thomas Bredahl (Volbeat) - 26.08.2008
Nadine: Warum klingt das Album "Guitars, Gangstars & Cadillac Blood" so anders als die die beiden Alben davor?
Michael: Meiner Meinung nach klingt das Album nicht so anders wie die beiden Vorgänger-Alben. Aber natürlich muss es ein wenig anders klingen, schließlich ist es ein neues Album. Es ist nicht so weit weg von den beiden vorherigen Alben. Wir haben den Stil verändert und machen Fortschritte mit Punk und Country Elementen seit dem ersten Album. Es ist das stärkste Material, das wir jemals hatten. Es beinhaltet so viele verschiedene Stimmungen und Tempi. Es trägt zu einem neuen Stil bei und somit zu Dingen, die wir nie zuvor gemacht haben. Aber eigentlich haben wir dies die ganze Zeit seit unserem ersten Album so gehandhabt. Auf dem zweiten Album hört man die Entwicklung der Band und so ist es auch auf dem neuen. Es muss für sich selbst sprechen. Wenn es zu sehr klingen würde wie die beiden Alben davor, dann würden die Leute es als langweilig empfinden. Es klingt nach Volbeat und hat viele Elemente, die an die beiden vorherigen Alben erinnern. Wenn ich ein neues Album schreibe, habe ich das Gefühl, dass ich mich zum Äußersten treibe und ich habe das Gefühl, dass ist das Stärkste, was ich jemals gemacht habe. So ist es auch dieses Mal. Die Melodien sind die Stärksten, die ich jemals geschrieben habe. Ich mache Fortschritte mit meinem Gesang. Jeder in der Band macht 100%ig seinen Job. Gitarre, Bass, Schlagzeug, ebenso der Produzent Jakob Hanson. Während der Produktion hatte er so viele Ideen. Wir haben keine Angst davor, den Leuten zu zeigen, dass wir von so vielen verschiedenen Musikstilen und Bands beeinflusst werden. Aber wir wollen das Volbeat Label nicht auf einen bestimmten Stil festlegen. Wir erzählen den Leuten nicht, dass wir nur Heavy Metal, Rock'n Roll, Punk oder Country machen. Wir mögen es, wenn die Leute uns sagen, was sie hören, ob es nun Metal, Rockabilly, Rock, Country oder Punk oder was auch immer ist. Man sieht es auch bei den Konzerten. Dort siehst du so viele verschiedene Menschen aus verschiedenen Bereichen kommen. Da steht der Metaller neben dem Punk oder Rockabilly oder Mainstream Leuten.So etwas ist sehr selten und gerade das ist wundervoll. Um auf deine Frage zurückzukommen. Als erstes machen wir Musik für uns selbst und tun all das, was sich für uns richtig anfühlt. Und dann hoffen wir, dass alle Zuhörer und Fans unsere Liebe zur Musik mit uns teilen. Natürlich klingt das dritte Album anders, aber das muss auch so sein. Ich denke es klingt immer noch sehr stark nach Volbeat.
Nadine: Hat die uns aufgefallene Veränderung damit zu tun, dass Thomas als neues Bandmitglied seit 1,5 Jahren dabei ist?
Michael: Zu 99,5 % schreibe ich das ganze Material selber. Bei dem Song "Still Counting" mit den Ska und Reggae Einflüssen, kam die Idee von Thomas. Eigentlich machte er nur Spaß auf der Bühne bei einem Soundcheck. Er versuchte einen cleanen Sound zu finden. Ich sagte, das hört sich cool an, probiere mal, was daraus zu machen. Ich mochte es wirklich und wollte, dass wir es behalten. Und nach dem Reggae Part bricht es aus in ein Metal-Riff. Es macht richtig Spaß das live zu spielen. All die Metaller sind zu Tode erschrocken: "Oh what's happening. They cannot do that." Aber wenn dann das Metal-Riff beginnt, dann sind sie erleichtert: "Thank God." Es hat für jeden etwas und es macht richtig Spaß, wenn solche Sachen passieren, wenn Thomas oder die anderen mit solchen Ideen kommen. Dieser Part war jedenfalls von Thomas.
Nadine: Welche Geschichte steckt hinter dem Song "Still Counting"?
Michael: Die Geschichte dahinter ist, dass es so einfach ist, über andere Leute Urteile zu fällen und sie als Lügner, Schummler, Idioten, Arschlöcher zu bezeichnen. Denn irgendwie trägt jeder eines dieser Elemente in sich selbst. Wir sind Menschen und deswegen singe ich auch "I am definitly not alone" und "You're a liar, you're a cheater, you're a fool, well that's just like me yoohoo" Ich will damit niemanden angreifen, sondern ich will damit aussagen, dass ihr nicht besser seid als ich und ich nicht besser bin als ihr. Wir sind alle auf dem selben Level. Aber es geht auch darum Leute zum Lächeln zu bringen.
Nadine: Bei unserem letzten Interview, dass Frank mit Thomas führte, sagte Thomas, dass Du die Ideen für die neuen Songs hast. Danach arbeitet ihr die Songs in Jamsessions aus. Wie war das dieses Mal?
Michael: Normalerweise schreibe ich das ganze Material zuhause, wenn ich auf der Couch mitten in der Nacht mir meine Gitarre schnappe. Denn dann ist es ganz friedlich und leise. Das Telefon klingelt nicht und der Hund läuft nicht herum. Meine Freundin ruft nicht nach mir (lacht). Also es ist die beste Zeit mitten in der Nacht Songs zu schreiben, aber dieses Mal war dafür keine Zeit. Wir tourten die ganze Zeit. Letztes Jahr spielten wir 103 Konzerte in 9 Monaten. Ich habe mich selbst gefragt, wann ich die Zeit finden werde, um das Album zu schreiben. Wenn man jedoch tourt, muss man auch sehr viel warten. Wenn man im Bus herumfährt und im nächsten Land wach wird, die Interviews beendet, man die E-Mails beantwortet und gegessen hat, dann ist da sehr viel Zeit, um nichts zu tun. Du kannst rumsitzen und nichts zu tun. Also warum nicht in dieser Zeit ein neues Album schreiben. Ich habe ein kleinen Amp, den ich immer bei mir habe. Also fing ich an zu spielen und bekam Ideen und nahm es auf meinem Handy auf. Auch nach den Soundchecks bevor die Shows losgingen, mussten wir sehr viel warten. In dieser Zeit habe ich Songs geschrieben. Ebenso in den Hotels. Einmal habe ich sogar in einem Hotel in der Badewanne liegend einen Song geschrieben. In dem Badezimmer war der Sound so super. Und von diesem Sound wurde ich inspiriert. Dieses Mal war es also anders Songs zu schreiben. Ich setzte die kleinen Stücke zusammen und sagte den anderen, dass ich morgen beim Soundcheck was neues spielen würde. Ich brachte den anderen die Riffs bei und dann brachten wir nach und nach die Stücke zusammen, aber manchmal kam ich auch mit einem komplett fertigen Song. Dann ging ich zu Thomas und sagte, ich brauche für diesen Rythmus ein Thema. Finde Dein eigenes Thema. Und er machte das. Bei anderen Songs hatte ich alle Themen und alles andere fertig geschrieben und ich zeigte das ihnen einfach nur. Dieses Mal war es eine ganz andere Art zu schreiben, aber es war die einzige Möglichkeit, die ich hatte. Als wir dann wieder in Kopenhagen in unserem Proberaum waren, hatte ich komplette Songs und Teilstücke von Songs. Und bei diesen Teilstücken versuchten wir dann gemeinsam, alles zusammenzupacken. Aber vor allem waren es meine Ideen, die im Proberaum hervorkamen. Ich bin so froh, mit diesen Jungs zusammen zu sein, weil sie meine Freunde sind und mögen, was ich mache. Jon ist der Schlagzeuger. Jon kann keine Songs schreiben. Er kann die Basslinie schreiben, aber wenn er Songs schreibt, dann hören diese sich an wie Black Flag. Und daran bin ich nicht interessiert. Anders ist mein Bassist. Er hat keine Zeit, um Songs zu schreiben. Er hat zwei Kinder. Thomas hat seine eigene Band Gob Squad. Eine Punk Band. Und er schreibt das Material für diese Jungs. Somit schreibe ich das Material. Ich habe die Band geformt. Und ich habe Tonnen von Ideen. Ich bin dankbar mit den Jungs zusammen sein. Manchmal haben sie auch gute Ideen, wie zum Beispiel die Idee von Thomas zu "Still Counting".
Nadine: Gibt es irgendetwas, was Du mit Volbeat nicht realisieren könntest? Wofür Du dann ein Sideprojekt haben müßtest?
Michael: Das war der Grund, warum ich Volbeat gegründet habe. Ich hatte vor Volbeat die Band Dominus. Das war eine Death-Metal Band. Nachdem wir dann ein Album veröffentlicht hatten, war es uns nicht mehr möglich, verschiedene Musikstile in einer Band auszuprobieren. Das ist so, wenn Du Death Metal, Heavy Metal oder so spielst. Am Ende brauchte ich unbedingt etwas Neues. Ich wollte Songs schreiben, wollte richtig singen lernen. Darum gründete ich Volbeat. Ich habe das Gefühl, dass ich bei Volbeat die Freiheit habe das zu tun, wozu ich Lust habe. Was das Songwriting angeht. Ich glaube nicht, dass es da irgendwo ein Limit gibt. Vielleicht will ich in der Zukunft ein komplettes Rockabilly Album veröffentlichen. Es würde Spaß machen mit einem Kontrabass, einer Snare Drum und einer Gitarre zu arbeiten. Aber ich habe das Gefühl, selbst das kann ich mit Volbeat realisieren, so lange nicht das ganze Album so ist, sondern nur ein oder zwei Songs. Im Moment denke ich aber nicht daran, andere Projekte zu starten.
Nadine: In welcher Beziehung stehen die Songs "Danny and Lucy", "Mr. und Mrs. Ness" und "Mary Ann's Place" zueinander?
Michael: Ja, diese Songs sind miteinander verbunden. Es begann mit "Danny & Lucy". Ich schaute mir einen sehr alten schwarz-weiß Film im Fernsehen an. Ich weiß wirklich nicht mehr wie der Film hieß. Ich hatte nicht die Zeit, mir das Ende des Films anzusehen. Ich habe tatsächlich nur ein paar Minuten von diesem Film gesehen, aber ich wurde sehr stark von diesem Film inspiriert. Ich habe über den Film nachgedacht und wurde dahingehend inspiriert, ein eigenes Ende zu schaffen. Es begann mit "Danny & Lucy", wurde weitergeführt mit "Firesong" und später mit "Mr. & Mrs. Ness" und jetzt mit "Mary Ann's Place". Dies ist eine tragische Geschichte über eine Familie, die ihre Kinder verliert. Es ist eine traurige Geschichte über den Tod im Leben, mit dem wir alle klarkommen müssen. Ich habe vor zwei Monaten meinen Vater verloren und das ist das Schlimmste, was jemals passiert ist. Aber Du musst weitermachen. Es ist immer sehr schlimm, jemanden zu verlieren, den du sehr liebst, besonders wenn es deine Eltern sind. Ich kann diese Geschichte nicht beenden. Ich mag es darüber zu schreiben, da es eine gute Herausforderung ist. Also die Geschichte ist definitiv immer noch nicht zu Ende.
Nadine: Also wird es im nächsten Album einen weiteren Song zu dieser Geschichte geben?
Michael: Ja, definitiv wird diese Geschichte im nächsten Album weitergeführt werden. Irgendwann wird es aber ein Ende geben.
Nadine: Ihr seid seit so langer Zeit auf Tour. Wie haltet ihr das durch?
Michael: Letztes Jahr spielten wir 103 Shows in 9 Monaten, davor das Jahr waren wir auch viel unterwegs. Dieses Jahr touren wir seit Februar und werden Weihnachten erst wieder zuhause sein. Du brauchst guten Schlaf und musst versuchen, dich gut zu ernähren und nicht zu viel zu trinken. Das, was uns Energie gibt, ist die Performance auf der Bühne. Eine halbe Stunden vor dem Aufrtitt fühlst du dich sehr müde. Aber wenn du dann auf der Bühne stehst, fühlst du dich wie Superman. Du hast dann so viel neue Energie. Du bist so froh, die Zuschauer zu sehen und die ganzen glücklichen Gesichter. Du weißt, dass sie dein Ticket gekauft haben, dass sie deine CD gekauft haben. Das erwärmt dein Herz. Das ist ein Traum, der Wirklichkeit geworden ist, als Headliner durch ganz Europa zu touren. Ich sehe so viele glückliche Gesichter und rede mit den Leuten nach der Show. Es ist ein großes Kompliment, wenn dann jemand kommt und sagt: "Es ist gerade echt hart für mich, wenn ich Eure Musik nicht höre." Das ist ein großartiges Kompliment. Und es fühlt sich gut an.
Nadine: Was ist mit Euren Familien und Freunden?
Michael: Das ist der harte Teil. Denn wir alle haben Freunde, Familien, Frauen, Kinder, Freundinnen. Nicht jeder hat Kinder oder eine Ehefrau, aber einige von uns schon. Wenn wir nach Hause kommen, wollen wir auch Zeit mit unseren Freunden, Familien, Frauen oder Freundinnen verbringen. Das Problem ist, dass Tonnen von Volbeat-Arbeit zuhause auch auf uns warten. Wir müssen uns dann auch um das Geschäftliche kümmern. Wenn wir dann mal zuhause sind, ist es schwierig die Zeit für Freunde und Familie zu finden. Manchmal schaltet man dann einfach das Handy aus, setzt sich ins Auto und besucht die Eltern. Gehst aus mit Deiner Frau, der Freundin oder Freunden. Ich bin seit sechs Jahren mit meiner Freundin zusammen. Und sie ist immer noch da. Jedes mal, wenn ich nach hause komme, denke ich: "Oh, passt der Schlüssel oder hat sie das Schloss ausgewechselt?" (allgemeines Lachen) Das bedeutet schon etwas, dass sie so einen Lebensstil mit uns teilen. Wir sind sehr glücklich darüber. Das ist wirklich die schwierigste Art.
Thomas gesellt sich zum Interview dazu.
Nadine: Besuchen euch eure Angehörigen auf der Tour?
Michael: Nein, wir nehmen sie nicht mit. Sie fanden ziemlich schnell heraus, dass es sehr langweilig ist mit uns auf der Tour zusammen zu sein, weil sie nichts zu tun haben. Wir arbeiten die ganze Zeit, so dass es sehr langweilig für sie wird.
Thomas: Wenn Frauen oder Freundinnen mit auf Tour sind, verlagert sich der Focus. Du kannst deine Frau oder Freundin mitbringen. Aber dann ist da das Problem, als Band auf Tour zu sein. Wir sind gerne mit unserer Crew zusammen. Und verbringen Zeit mit unseren Fans. Wenn meine Freundin dabei wäre, dann würde ich den Soundcheck beenden und könnte mit ihr shoppen gehen. Dann würde ich die Show spielen und dann wäre ich müde und würde schlafen wollen. Und dann gehst Du nur noch zum Soundcheck und zur Show und vergisst den Rest. Das zerstört eine Band sehr schnell.
Nadine: Also wenn ihr tourt, konzentriert ihr euch nur auf die Band?
Michael: Band, Crew und Business und dann natürlich auch auf die Fans.
Nadine: Wann werdet ihr eine US-Tour starten?
Michael: Nächstes Jahr. Dieses Jahr war die Zeit dafür nicht da. Wir hätten die Möglichkeit gehabt, aber für uns war das Paket nicht gut genug. Die letzte Scheibe "Rock the rebell" wurde in den USA im Juni veröffentlicht. Wir haben einen guten Start mit "Sad Mans Tongue" im Radio im Moment. Jetzt haben wir einen amerikanischen Promoter, der eine gute Tour für Volbeat im nächsten Jahr zusammenstellt. Wir gehen definitiv in die USA. Wir bringen denen dann etwas dänische Geschichte bei, denn sie selber haben keine (lacht).
Nadine: Spielt ihr lieber in kleinen Clubs oder auf großen Bühnen?
Thomas: Das hängt von den großen Bühnen oder den Clubs ab. Es gibt gute Seiten bei beidem. Natürlich ist es gut auf einem großen Festival vor vielen Leuten zu spielen. Vor allem auch weil wir gerne auf Festivals spielen, um andere Bands zu sehen. Dieses Jahr haben wir viele gute Acts sehen dürfen. Klar ist es schön vor vielen Leuten auf Festivals zu spielen. Du hast kürzere Sets und dadurch mehr Power. Da sind häufig Leute, die dich zum ersten Mal sehen. Die kennen gerade einmal den Namen der Band, aber nicht die Songs. Dadurch musst Du wirklich hart arbeiten. In kleinen Clubs ist es intimer, da es mehr so ist, als wenn Du eine Privatparty feiern würdest. Du bist näher an den Leuten, sowohl wenn du spielst als auch danach. Du willst den Leuten "Hallo" sagen. Aber wenn du vor 50.000 Leuten spielst, dann funktioniert das nicht. Aber wenn Du vor 500 Menschen spielst und 300 gehen direkt nach der Show, dann hast du eine Chance wirklich Party zu machen und findest auch Zeit mit einigen Leuten zu reden. Darum bevorzuge ich kleine Clubs, weil du näher an den Leuten bist, die unsere Konzerte besuchen.
Michael: Im Moment spielen wir auf großen Bühnen, aber wenn wir in die USA als Headliner touren, dann müssen wir bei Null anfangen. Also werden es wieder Clubs sein. Für uns ist das okay, weil wir es mögen, wenn die Leute nahe an der Bühne sind. Es ist sehr lustig, kleine Gigs zu spielen.
Nadine: Frage an Thomas: Hast du jetzt mit Volbeat all das erreichen können, was du dir erträumt hast?
Thomas: Ich bin jetzt seit anderthalb Jahren bei Volbeat und hatte vorher keine Träume, die mit Volbeat zu tun hatten. Aber wenn ich an meine Teenagerträume zurückdenke, dann ist das all das, was wir momentan machen, das was ich mir damals erträumt habe. Alle Träume, seitdem ich zurückdenken kann, haben sich erfüllt. Wir haben auf den größten Festivals, die wir uns vorstellen können, gespielt. Haben unsere eigene Headliner-Tour gemacht, auf der 1.000 bis 2.000 Leute gekommen sind, um uns zu sehen. Wir haben viele unserer Idole kennenlernen können. Also alles, wovon man jemals geträumt hat, hat sich erfüllt. Aber wir setzen uns natürlich immer neue Ziele und Träume. Aber momentan weiß ich nicht, welche das sein sollen. Sie sind undefiniert. Der nächste Schritt wird sein, dass wir durch die USA touren werden. Und wir werden versuchen wieder hart zu arbeiten. Wir werden in kleinen Clubs spielen und versuchen die Leute vom Punkt Null zu gewinnen. Ich persönlich sehe es allerdings nicht als Traum durch die USA zu touren.
Michael: Jeder denkt: "Oh euer größter Traum ist bestimmt, durch die USA zu touren." Aber Europa ist sehr groß und wir haben noch sehr viel Arbeit in Europa zu erledigen. Und es gibt genügend Länder, die wir noch besuchen müssen. Außerdem haben wir eine wirklich gute Zeit in Europa. Natürlich wollen wir in die USA gehen, wenn wir das Gefühl haben, dass es der richtige Zeitpunkt ist.
Thomas: Darum haben wir es bisher noch nicht gemacht. Wir haben so viel Arbeit in Europa gehabt. Wenn die ersten Anfragen kamen, bezüglich einer US-Tour, sagten wir: "Lasst uns noch ein wenig warten, bis wir das richtige Paket haben." Denn, wenn Du in die USA gehst, dann ist das nicht etwas, was Du innerhalb von zwei Wochen durchziehen kannst, sondern eher in zwei Monaten. Es ist also wirklich ein großes Ding, wenn Du damit beginnst.
Nadine: Also brauchtet Ihr dieses neue Album, um eine Tour dorthin zu wagen?
Michael: Also eigentlich ist das so. "Rock the Rebel" kam im Juni diesen Jahres in den USA raus. Das ist also das Album, das die Leute dort momentan kennen. Ich weiß nicht, wann das neue Album in den USA veröffentlicht wird.
Thomas: Vielleicht während der Tour.
Michael: Aber das ist momentan auch nicht so wichtig. Gerade haben wir das Album "Rock the Rebel" in den USA veröffentlicht und wir sind sehr stolz auf dieses Album. Jetzt können wir dorthin gehen und diese Songs spielen und das neue Album können wir live verkaufen. Und können neue Songs spielen. Songs von uns werden im Radio gespielt und das Nächste ist, dort live zu spielen.
Nadine: Was wäre das schlimmste, was ihr euch in eurer Musikkarriere vorstellen könntet?
Foto Volbeat beim Interview
Michael: Wenn etwas wirklich schlimmes mit der Band passieren würde.
Thomas: Wenn wir nicht in der Lage wären weiterzumachen.
Michael: Das wäre das Schlimmste. Wenn ich meine Arme und Beine verlieren würde oder irgendeiner würde seinen Kopf verlieren (lachen). Das schlimmste wäre einfach, wenn wir nicht mehr in der Lage wären, weiterzumachen. Denn wir lieben dieses Leben. Unser Traum ist wahr geworden. Da steckt harte Arbeit hinter und niemand kann uns das wieder wegnehmen. Wir arbeiten sehr hart. Hoffentlich werden die Leute Volbeat weiterhin lieben. Wenn die Leute unsere Show sehen wollen, dann bin ich mir sicher, das wir auch weiterhin spielen werden. Es ist einfach die Liebe zur Musik. Das schlimmste wäre einfach, wenn wir nicht mehr weitermachen könnten.
Ich übergebe die Fragen an Eddie. Michaels Kommentar: "Jetzt kommt was Pornographisches."
Eddie: Seid ihr stylisch. Legt ihr großen Wert auf Eure Kleidung?
Michael: Wir wollen nicht irgendein Image mit Volbeat rüberbringen. Wir haben uns nie festgelegt, ob wir bestimmt aussehen sollen, wenn wir die Bühne betreten. Die Leute sollen das tragen können, was sie wollen. Es geht darum, das richtige Gefühl zu haben, in den richtige Klamotten zu sein. Wenn jemand ein Kleid anziehen möchte, dann soll er ein Kleid anziehen.
Thomas: Ich würde es dir nicht erlauben, ein Kleid zu tragen. (lacht)
Michael: Es war nie so, das man sich so angezogen hat, wie man meinte, dass die Zuschauer einen sehen wollen würden. Es geht einfach nur darum, sich gut zu fühlen.
Thomas: Wir tragen T-Shirts, die auch Metaller oder Punks tragen würden. Die man an ganz normalen Merchandising-Ständen bekommen kann. T-shirts von Bands, die wir mögen. Und dann natürlich eine Jeans und ein Paar Schuhe. Wir denken natürlich darüber nach, was für Klamotten wir tragen, aber so wie jeder normale Mensch auch darüber nachdenkt. Und Du möchtest bestimmt auch kein orangenes T-shirt und grüne Schuhe tragen.
Michael: Wenn ich zuhause bin, dann ziehe ich Jogging-Hosen von addidas an. Aber das ziehe ich nur an, wenn ich zuhause rumlaufe und nicht auf der Bühne. Wir ziehen die Sachen an, in denen wir uns wohl fühlen.
Eddie: Also ihr zieht die Klamotten an, die ihr sowohl auf der Bühne als auch privat tragen würdet.
Michael und Thomas: Ja, genau.
Eddie: Michael, welche Haaprodukte (Haarwachs) nutzt du?
Michael: Es ist ein Wachs, dass Ref 333 heißt. Also hier ist es wahrscheinlich schwierig, es zu bekommen, denn ich lebe in Kopenhagen. Und dort kenne ich nur zwei Läden, die dieses Wachs haben.
Eddie: Und bist du deren bester Kunde?
Michael: Jedes Mal, wenn ich dahin gehe, bevor wir touren, nehme ich eine Tüte voll Wachs mit.
Thomas: Und dann vergisst er es immer irgendwo, wenn wir unterwegs sind. Also muss er jedes Mal, wenn wir wieder in Kopenhagen sind, neues kaufen.
Michael: Ganz am Anfang wollte die Firma uns auch sponsern, dann ging es der Firma nicht so gut. Jetzt ist die wieder da. Nun muss ich die nur anrufen und sagen, ich brauche etwas Wachs (lacht). Nein Scherz.
Eddie: Ich habe da eine ganz besonders wichtige Frage: Wenn Ihr an den Song Maybelline denkt. Wann habt Ihr zuletzt eine Frau in "hofterholder" gesehen?
Thomas: Also wenn du zum Beispiel in einem Strip-Lokal bist. Was natürlich passiert, wenn auf Tour bist. Dann siehst du so etwas. (lacht)
Michael: Wenn Du Volbeat hörst und die Lyrics liest, dann merken die Leute, dass wir sehr von den 50ern inspiriert werden. Damals haben die Frauen Strapse getragen und ich finde es immer noch sehr sexy.
Eddie: Welche Frauen mögt ihr?
Michael: Die, die nicht reden, die, die gutes Essen machen, die, die meine Klamotten waschen, die, die putzen. Verstehst Du. (grinst)
Eddie: Ja, verstehe. (lacht)
Michael: Ich mag meine Freundin. Sie ist sehr anders als ich. Für mich ist sie eine echte Frau. Sie macht wirklich gerne diese ganzen Sachen, so wie früher die Frauen. Sie bekocht mich gerne und wäscht meine Sachen. Und kümmert sich um den Haushalt.
Eddie: Also hat sie zuhause die Hosen an?
Thomas: Ja (lacht)
Michael: Und sie liebt es zu kochen. Ich bin ein wirklich glücklicher Mann (alle lachen)
Michael: Um mal ein wenig ernster zu sein. Ich mag Frauen, die wissen was sie wollen, die Selbstbewusstsein haben. Die ihre eigene Sachen durchziehen, die sich auch für andere Sachen interessiert als ihr Freund. Die weiß, dass sie eine Frau ist und auf ihren eigenen Beinen stehen kann. Und ein gutes Herz hat. Und ich glaube, ich habe diese Frau gefunden. Ich bin wirklich glücklich. Und sie hat auch eine wirklich gute Familie. Und ich bin wirklich glücklich darüber, dass sie diese ganzen praktischen Sachen im Haushalt macht.
Eddie: Wie siehts bei Dir aus, Thomas?
Thomas: Ja, ich habe auch eine Freundin. Ich mache zuhause auch die praktischen Sachen. Aber ich bin auch nicht so alt wie Michael. Ich bin aus einer anderen Generation.
Eddie: Du hast also mehr Power
Thomas: Ja (schmunzelt)
Michael: Er ist einfach nur schwach...(alle lachen)
Thomas: Meine Freundin macht ihre eigene Karriere. Sie ist in der Bekleidungsbranche tätig. Sie hat dort auch wirklich viel zu tun. Tatsächlich ist es so, wenn ich nach Hause komme, dass ich Essen für sie koche. Wenn ich dann mal zuhause bin. Das ist nicht so oft. Ich mag es, dass meine Frau auf eigenen Beinen steht. Ich lebe eben das Leben, was ich immer leben wollte. Aber das heißt nicht, dass man nicht andere Menschen respektiert und besonders die einem wirklich nahe sind und Menschen, die du liebst. Natürlich musst du Kompromisse eingehen, bei dem was du tust. Die Frauen kommen vielleicht zu einem Gig auf der Tour, aber wie wir schon bei einer Frage zuvor erklärten. Sie können gerne zu einem Gig kommen, aber nicht eine ganzen Tour mitreisen, aber ehrlich gesagt macht das auch niemand. Das ist sehr gesund für die Band.
Eddie: Also ist das einfach eure Arbeit?
Thomas: Das wäre schon seltsam, wenn sie sagen würde: "Ich habe eine Woche Urlaub und möchte mit dir auf Tour gehen." Umgekehrt wäre es dann ziemlich komisch, wenn ich sagen würde. Ich würde gerne eine Woche lang mit ihr zur Arbeit gehen mit einer Flasche Wein unterm Arm. Eine Traumfrau ist die, die gut aussieht, die zu lächeln weiß. Ich bin mit meiner Freundin schon mehrere Jahre zusammen. Das Schöne ist, dass man mit der Zeit ähnlich denkt. Wenn man dann nach hause kommt und sagt: "Ich hätte gerne das zum Abendessen" Und sie sagt: "Ich dachte gerade an dasselbe." Du musst oftmals gar nicht mehr reden, um dich zu verstehen. Du musst eben nicht die ganze Zeit reden und du kannst auch einfach nur da sitzen und dich zuhause fühlen. Man sieht sich einen Film an und man guckt sich gegenseitig an und lächelt. Und das dann für anderthalb Stunden oder so. Das ist etwas ganz besonderes. Und dass man nicht das Beste aus jeder Sekunde machen muss, in der man zusammen ist. Weil man vielleicht das ganze Leben zusammen sein wird. Da gibt es also keinen Druck, sich zu beeilen oder Streß zu machen. Weil das ist manchmal das Problem, wenn wir auf Tour sind. Dann ist man eine Woche zuhause und denkt, dass man ganz viel machen muss. Das ist nicht die Beziehung, die wir wollen. Wie schalten dann runten: "Wir können reden und alt werden."
Michael: Wir sind wirklich glücklich mit unseren Freundinnen. Wir müssen vor diesen Frauen den Hut ziehen. Sie sind fantastisch.
Eddie: Ich denke, Thomas wird der erste sein, der von euch heiraten wird. Der erste, der in der Kirche stehen wird.
Thomas: Also, ich weiß nicht, wie das hier ist, aber in Dänemark kann man auch außerhalb der Kirche heiraten. Du gehst zur Stadtverwaltung und kannst dort heiraten. Meine Eltern machten das, weil sie nicht religiös sind. Und ich möchte das genauso machen. Meine Freundin ist auch nicht religiös, aber sie möchte für einen Tag Prinzessin spielen. Ich gehe aber nicht zur Kirche, weil ich nicht an die Sache glaube. Ich sagte zu ihr: "Mir ist es egal. Wir können morgen heiraten, aber es wird nicht in einer Kirche stattfinden." Und sie war damit vollkommen einverstanden.
Eddie: Volbeat wird schnell immer größer und bekannter. Ist das momentan so, als wenn man auf der Überholspur lebt?
Michael: Es ist ein wenig so, weil wir wenig Zeit haben. Manchmal denkt man nach, was eigentlich alles passiert ist. Heute wurde ich gefragt, wie es sich damit lebt, so viele Preise und Auszeichnungen zu gewonnen zu haben. Wir denken nicht oft darüber nach, denn wenn du zuhause auf deiner Couch sitzt, dann guckst du dir die Wand an mit den Platin und Gold Auszeichnungen. Dann fragst Du dich, was zur Hölle ist eigentlich passiert, denn wir waren so beschäftigt auf der Tour. Wir sind sehr gut darin, standhaft zu bleiben.
Thomas: Für uns fühlt es sich nicht so an, als wenn es besonders schnell gehen würde. Wir bekommen solche Fragen: "Ihr seid ziemlich schnell, ziemlich groß geworden" Aber wir denken das nicht, denn wir haben sehr lange daran gearbeitet in anderen Bands, vielleicht 10 Jahre vor diesem Erfolg. Im Februar diesen Jahres ist unsere DVD veröffenticht worden, und wir mussten uns die vorher angucken, um das Produkt zu begutachten. So um Weihnachten herum letzte Jahres habe ich mir die angesehen und es ist eine Dokumentation dessen, was in dem Jahr passiert ist. Und dann realisierte ich, dass wirklich verdammt viel passiert ist. Das gibt einem eine Außenansicht von dem, was du getan hast. Wenn du das siehst, denkst du: "Oh, das passierte alles innerhalb eines Jahres." aber wenn du es tust, dann denkst Du nur: "Hey wir müssen heute eine weitere Show spielen. Großartig". Das ist so natürlich für uns. Aber wenn man das dann komplett Revue passieren lässt, dann merkt man, dass wirklich viel passiert ist.
Michael: Aber es ging nie schnell. Ich mache Musik seitdem ich 15 bin. Heute bin ich 33. Ich lebe und spiele Musik. Das war von Anfang an der große Traum. Für uns fühlt es sich so an, dass all das passiert, weil wir es verdient haben. Wir wollen keinen Wettbewerb. Wir machen seit so vielen Jahren Musik und hatten andere Jobs nebenher.
Eddie erzählt den beiden, dass er in zwei Wochen ein Interview mit Mustasch machen wird.
Michael: Grüß Mustasch mal von Volbeat
Eddie: Klar mach ich.
Michael: Kannst du mir einen gefallen tun und denen unsere neue CD geben?
So endete das Interview und wir überbrachten Mustasch die neue Scheibe von Volbeat, aber das steht im nächsten Interview mit Mustasch.