Elvis-Metal weiter auf dem Vormarsch
Volbeat mussten vom Underground in die größere Live Music Hall umziehen
Konzertbericht: Volbeat - Köln, Live Music Hall, 16.09.2007
Nun zunächst musste man sich durch die Unterführung (Eingang in den Hof); am "Kartenabreißer" und der Sekuritate durchkämpfen, um sich zu guter Letzt sich vom Filmteam (für die demnächst silberne oder blue oder wie auch immer erscheinenden Rohling) auch noch filmen zu lassen. Aber was soll's. "Rock is live and life is rock", wie ich zu sagen pflege. So weit, so gut gelaunt, der Dinge erwartend, die da noch kommen sollte. Mit Bombenlaune und absoluter Vorfreude auf's Rocken, dachte ich mir "Nach dieser anstrengenden Reise (ca. 15 Meter vom Eingang bis zur Theke) solltest du unbedingt ausruhen und erstmal dringend deine ausgetrocknete Kehle mit einem leckeren Gerstensaft verwöhnen. Gesagt getan und direkt zur Theke auf allen Vieren, kurz vor'm verdursten, so grad eben noch hingeschleppt."
Und nun begann das Drama, das mir ganz schwerlich auf meine Milz äh Magen und natürlich auf meine gute Laune geschlagen ist. [Jetzt müsst ihr euch an dieser Stelle die Titelmusik von Psycho vorstellen]. Endlich an der rettenden Durstquelle angekommen, auf den oder die Erlöser/in wartend, das heilige Gefäß reichend, passiert nichts. Die "Jünger" des Konzertes und mein Geist wartend und wartend und ; und wenn sie nicht verdurstet sind, dann warten sie noch heute. Also liebe Leute aus der Live Music Hall, sorry aber so'ne Mitarbeiter (denen man beim Laufen die Schuhe besohlen kann) wären bei uns in Dortmund auf der Stelle erschossen worden. Das war ja wirklich ein "NO-GO". Die haben ja nach dem Motto " Ohne Fleiß auch kein Schweiß" gearbeitet und das an der wichtigsten Stelle bei einem Konzert, der "Dursttränke". So lange kann und darf man nicht seine Gäste auf Getränke warten lassen oder man organisiert echte Thekendj's, die wissen, was es bedeutet auf Konzerten zu arbeiten Vor allem ist das der beste Grund, um sich bei den Besuchern in schlechtem Lichte darzustellen. Ich persönlich durfte nämlich eine geschlagene dreiviertel Stunde warten, bis ich die Schnauze voll hatte und dann eine Freundin bitten musste, mir ein popeliges Bierchen mitzubestellen. Ein Punkt an dem die Veranstalter noch dringend arbeiten müssen.
Nichts desto Trotz will ich euch so langsam aber sicher von dem eigentlichen Event berichten. Wie schon anfangs erwähnt, war die Live Music Hall fast ausverkauft (paar Plätzchen gab's ja noch). Die eigentlich für schlechten Sound bekannte Hall, war diesmal aber (sehr zur meiner Freude + Überraschung; Pluspunkt) mit 'ner klasse Beschallung "ausgeleuchtet"; dazu noch das Filmteam, das die Kameras über die Hallenbesucher schweben ließ und natürlich Bilder von den auf der Bühne rockenden Bands auf elektronischen Zelluloid bannte. Schon Top. Hat mir gefallen. Ja geht doch liebes LMH Team (wenn da nicht; ich unterbreche meine finsteren Gedanken). Natürlich gab's auch einen kleinen Merchstand, wo Rocker und Rockerinnen ihre Öre für neue T-Shirts oder heiße Stringtangas (yeah baby) verprassen konnten.
Aber nun zum eigentlichen Event "Der musikalischen Untermahlung des Abends". Den Opener des Konzertes machte, die aus Mönchengladbach stammende Doom Metal Band Supersoma. Musikalisch, soundtechnisch und auch gesanglich an alte Doombands a la Saint Vitus bzw. an Modern Acts wie Down erinnernd, konnten die Jungs allerdings nicht wirklich das Publikum in Wallung bringen bis auf eine kleine Truppe eingefleischter Fans, die die Fahrt nach Köln auf sich genommen hatten. Neben den eignen Songs, die mal doomig langsam gespickt mit Southern Rockeinflüssen und mal metallastig schnell rüber kamen, präsentierten sie auch eine schöne Coverversion des Life Of Agony Hits "Let's pretend", wobei Ingo Bajonczak den Song stimmlich sehr sauber und melodiös in die Gehörgänge des Publikums transportierte. Das hat mir sehr gefallen. Das war aber auch schon das Highlight des Auftrittes, denn das Setup konnte mich nicht wirklich vom Hocker hauen. War doch die Songauswahl für meinen Geschmack ein wenig zu "Holter die Polter". Soll bedeuten, dass die Songs sich nicht ergänzt haben sonder eher auseinander gedriftet sind. Mehr Spitzenfingergefühl wäre da schon angebrachter gewesen. Nun sei es drum.
Als nächsten Support gaben sich Waxy aus Palm Desert in Kalifornien die Ehre. Auch hier war die Auswahl der Truppe, die als Vorband von Volbeat agierte, in meinen Augen leider ein Fehlgriff. Schon nach den ersten Songs blieben Applaus oder ähnliches aus. Demgegenüber stellte sich aber Frontmann Robert Owen wagemutig vor's Publikum und versuchte durch einen lustigen Spruch das Ganze ein wenig aufzulockern. "Hey, die kennen uns nicht. Wir kommen aus Kalifornien", sprach Robert und die Menge dankte ihm mit Lachen und bei den folgenden Songs der Band auch mit Applaus. Und so konnte man sich doch noch relativ gütlich trennen. Denn was Waxy musikalisch so ablieferten war, um es noch angenehm auszudrücken, ein echter Langweiler vor dem Herrn. Viel zu viele eintönige und verspielte Songs (psychedelisches Gedudel auf der Gitarre), die die ganze Bühnenpräsenz der Band wirklich überflüssig machte. Das einzige Highlight auch bei Waxy war naturlemente eine Coverversion, des Beatle-Songs "Helter Skelter". Das war's dann aber auch. Ich muss sagen Waxy hätte den Anfang machen sollen, denn Supersoma haben da mehr Energie und Kreativität an den Tag gebracht. Aber was soll' s.
Als endlich die Zeit gekommen war, um dem Hauptact Volbeat zu huldigen, konnte ich mir gerade so eben noch einen kleinen Eindruck der Konzertgänger holen und natürlich auch ein Gerstensaft für meine so trockene Kehle. Die Leute, die ich so in der Halle umherschwirren sah, waren nicht unbedingt, die typischen Volbeat-Vertreter eher eine familiäre Community, die die Musik bestimmter Bands irgendwo zusammenbringt; Metaller, Rock 'n' Roller Rockabillys, Normalos etc.
Nachdem der Sound endlich abgestimmt und die Instrumente "geölt" waren, wurde die Bühne fürs Rockfest und zum Sturm derselbigen freigegeben. Mit den ersten Takten von "The human instrument" betraten Volbeat den Ort des Rockens. Einer nach dem anderen nahmen die Bandmitglieder ihren angestammten Platz in Besitz. Kurz darauf nahm der Volbeat-Power-ICE seine Fahrt auf, um die Menge in Ekstase zu bringen, was schon allein durch den Opener hervorragend gelang. In bester Volbeat-Manier rockten die Mannen um Michael Poulsen sich durch. So muss ein Rockabend verlaufen. Powergeladene Anpeitscher wie "Rebel Monster", "Devil or the blue cat's song" oder auch "Pool of booze, booze booza†ließen das Publikum immer wieder volle Lotte mitgehen. Melodische, voller Energie gepackte und Rhythmusorientierte Nackenbrecher wie "Radio girl,""Always.vu" oder "Mr. & Mrs. Ness" ließen die Tanzbatterien so richtig glühen. Neben der Coverversion von "I only wanna be with you" und „Sad man's tongue“ waren u.a. die kurzen stimmlichen Nachahmer Michael Poulsen von so bekannten Musikern wie Ozzy Osbourne, James Hetfield oder einem Herrn namens Ian Kilmister (Lemmy), die das Publikum zum schmunzeln ermunterten, nette Gimmicks. An diesem Abend waren die Männer von Volbeat in bester Spiellaune, hatten Spaß an ihrer Musik und einen engen Draht zum Publikum, was dieses mit tobendem Applause und Zugaberufen "Volbeat" honorierte. So nahmen sich Volbeat, obwohl man ihnen mittlerweile die Strapazen der Tour 2007 ansah, denn auch noch die Zeit eine Zugabe zu spielen. "My garden's tale" war dann auch absolut mein Highlight, um den schönen rockigen Abend musikalisch ausklingen zu lassen. Alles in Allem ein klasse Konzert von Volbeat mit toller Setlist und absolut guter Stimmung was das Publikum angeht.
Setlist:
- The human instrument
- Mr. & Mrs. Ness
- Another day another way
- Rebel monster
- Sad man's tongue
- River queen
- Caroline leaving
- Devil or the blue cat's song
- A moment forever
- Something else or..
- I only wanna be with you.
- Always.vu
- Danny & Lucy
- Poll of booze, booze booza
- My garden's tale