Jeff Rowe - Bridges/Divides
Eine Neuerung auf "Bridges/Divides" ist, dass Rowe sich in seinen Songs ab und an von weiteren Musikern unterstützen lässt. Man hört also E-Gitarren und Schlagzeug, wo es vorher auf Rowe allein hinauslief. Dieser Wechsel in der Musik wird dann auch direkt recht überraschend im Opener "Penny Sake" präsentiert. Ohne Vorwarnung gibt es mit Wucht den Druck einer ganzen Band auf die Ohren - ein ungewohnter Sound für den, der die Vorgängerplatten des Sängers kennt.
Diese Unterstützung wird immer wieder punktuell zum Einsatz gebracht. Hier mal eine E-Gitarre, da mal ein Piano. So bleibt es eine wunderbare Untermalung dessen, was Rowe selbst abliefert und er steht mit seiner kraftvollen Stimme weiterhin im Mittelpunkt.
Thematisch arbeitet Jeff Rowe auch diesmal die Geschichte seines Lebens auf; was bleibt einem anderes, wenn man sich selbst im Interview als "schlechten Lügner" bezeichnet. Die Geschichten, die er vorträgt handeln von seiner Heimatstadt Gloucester, MA, den verschiedenen Jobs, die er hatte und als zentralem Teil seiner Familie, vor allem dem Verhältnis zu seinem Vater. Doch bei allen persönlichen Themen und Bezügen, fällt es dem Hörer nie schwer sich in den Songs wieder zu finden.
So sind die Songs, die auf "Bridges/Divides" zu hören sind fast ausnahmslos großartige Stücke, geworden. Es wechseln sich melancholische Themen mit eher positiven Stücken, beispielsweise "Flying Lessons" oder das Beziehungsstück "Adella", ab, was zu einem sehr ausgewogenen Album führt.
Beachtlich sind die großartigen Fortschritte im Songwriting, die auf "Bridges/Divides" zu hören sind. Hier knüpft das Album mit seinen wesentlich ausgefeilteren Songs nahtlos an die EP "New Winter, New England" an. Nicht, dass das Songwriting auf "Barstool Conversations" schlecht gewesen wäre, doch hier wird ist es definitiv noch ein paar Stufen besser.
Schwer wird es mal wieder bei den Anspieltipps. Mein persönlicher Favorit des Albums ist "Irish Goodbye", diese herausragende Trinkerballade, die vor allem live von den Socken haut. Doch auch die sehr melancholischen "Housekeeper's Son" und "The Abscence" sind ganz weit vorne. Es ist schwer einen klaren Tophit der Platte auszumachen, da einfach alles sehr großartig ist, was der ehemalige boxingwater-Gitarrist hier bietet.
Daher auch noch ein letzter Hinweis auf das wundervolle Ende dieser Platte. Angefangen mit "40 Hour Second Best", einem sehr schönen, sehr melancholischen Stück, über das bereits angesprochenen "Adella", hin zu "Lonely Blood" dem vielleicht persönlichsten und schönsten Stück des Albums. Diese todtraurige Aufarbeitung seines Lebens lässt mir jedes Mal einen Schauer über den Rücken laufen und ich stelle mir die Frage, wie es nach einem solchen Schlussstück überhaupt noch weiter gehen soll? Nun ja, Tim Barry hat es auch geschafft.
Wollen wir also hoffen, dass Jeff Rowe noch weiterhin Storys aus seinem Leben findet, die er in Songs verarbeiten kann. Mit "Bridges/Divide" macht er auf jeden Fall einen weiteren Schritt in die genau richtige Richtung und liefert eins der besten Singer/Songwriter-Alben dieses Jahres ab.