Red City Radio - s/t

Red City Radio - s/t

Zur Karriere jeder großartigen Band gehört natürlich einmal im Leben ein Album mit der schmucken Bezeichnung "s/t" an den Mann zu bringen. Red City Radio erfüllen diese Pflicht jetzt mit ihrem ersten Album in neuer Besetzung. Mal sehen, wo diese Selbstreferenzialität die derzeit vielleicht am meisten beachtete Punkrock-Band so hinführt

Nach dem Abgang von Paul Pendley kurz nach dem grandiosen "Titles", welches im Jahr 2013 fast ausnahmslos, und zu Recht, zu einem der Alben des Jahres gekürt wurde, ließ das neue Album nun also nicht allzu lange auf sich warten, was jedoch die Erwartungen an die Scheibe nicht mindern konnte. Wie würde sich Pendleys Ausstieg und seine Ersetzung durch Ryan Donovan von Nothington auf Songwriting und vor allem die bei Red City Radio so zentralen Melodien und Stimmwechsel zwischen ihm und Garrett Dale wohl auswirken?

Um es vorweg zu nehmen: Die Platte ist anders als das, was man bisher vom Quartett aus Oklahoma City gewohnt war, nicht mehr ganz so melodiös vielleicht, ein wenig langsamer auf jeden Fall, aber immer noch großartiger Punkrock. Der Verlust Pendleys stellt Garrett Dale nun wesentlich mehr in den Fokus der Musik, auch wenn Donovan natürlich einige Backups übernimmt. Auch zeigt er beim Songwriting, dass das ganze ihn nicht belastet, sondern eher mehr Freiheit zur Entfaltung gibt. Aber nun zum eigentlichen Material...

Wie bereits erwähnt, ist "s/t" vom Tempo her ein wenig zurückgenommener oder vielleicht auch ein wenig erwachsener als seine beiden Vorgänger, was sich vielleicht bei "Watcha Got" noch nicht erwarten lässt, jedoch spätestens bei den sehr schmucken "Stranger" und "Two out of Three ain't rad" eindeutig zum Vorschein kommt. Das überragend melodiöse Centerpiece "Electricity" knüpft dann eher wieder an die alten Alben an und zeigt, zu was für großartigen Stücken Red City Radio im Stande sind. Einfach mal hymnischer Punkrock in Perfektion.

Beim nicht minder großartigen "I Should Have Known" überzeugen mich vor allem die Gitarren, die hier in bisher eher unbekannter Weise einen großen Platz im Song einnehmen. Zuletzt gibt es mit "In The Meantime" noch den Song, der bereits aus der EP zur Euro-Tour in diesem Jahr verfügbar war, und der definitiv einer der besten Punkrock-Songs der letzten Jahre ist. Punkt! Doch damit ist der Spaß noch lange nicht zu Enden. Beim emotionalen und gefühlsbetonten "... I'll Catch A Ride" beweist die Band, dass sie problemlos in der Lage sind auch 7 Minuten großartig zu füllen.

Das schwierige, selbstbetitelte dritte Album ist Red City Radio also auch nach Line-Up-Umbau in unfassbar überzeugender Weise gelungen. Die Band geht zwar etwas vom Tempo, ist aber insgesamt gewachsen und vielleicht sogar erwachsen geworden. Man zementiert hier den Platz an der Spitze ohne irgendwie in Richtung Mainstream abzudriften. Weniger Melodien, trotzdem mehr Hit-Charakter und einiges, was zum Alleinstellungsmerkmal dient und die Band wiedererkennbar macht. Großartige Album einer überragenden Band.

Autor: Jöran Kuschel

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