Hammer-Line-Up in Ostwestfalen

Beim Serengeti-Festival wurde 2 Tage durchgerockt

Festivalbericht: Serengeti Festival - Schloss Holte, 27.-28.06.2009

Letztes Wochenende ging's für uns wieder zum ins Ostwestfälische, nach Schloss Holte-Stukenbrock. Das 2-Tage Festival ging zum 4. mal an den Start und nachdem wir letztes Jahr schon die tolle Atmosphäre des Serengeti erleben konnten, hatten wir uns natürlich wieder tierisch auf diesen Trip gefreut. Und wir wurden nicht enttäuscht.

Es war ein Hammer-Line-Up, dass die Organisatoren da auf die Beine gestellt hatten. Nicht nur, dass das Serengeti richtige Legenden am Start hatte, auch bei den "kleinen" Bands haben die Macher wieder Musikinstinkt bewiesen. Und, was ich echt mal sagen muss; alle Bands an diesen 2 Tagen haben sich richtig ins Zeug gelegt unabhängig von Tageszeit und der Besucherzahl auf der Festival-Wiese. Da hat keine Band ihr Set einfach nur runtergepielt oder unmotiviert rum geträllert und ihre Gage abgegriffen, alle haben ordentlich gerockt und alles gegeben. Man bedenke, dass einige der Band an diesem Wochenende 3 Gigs spielen musste und einige sogar 2 an einem Tag. Ich wette, dass wirklich jede der 23 Bands auf dem Serengeti neue Fans gefunden hat. Ich kann mich echt an keinen Ausfall erinnern!

Petrus scheint dies genauso gesehen zu haben, Sonne und Sonnenbrände, eine heftige Schwüle aber, ... kein Regen! Waren die Vorhersagen da noch skeptisch, scheinen die Gewitter und der Regen um Schloss Holte - Stukenbrock einen Bogen gemacht zu haben. Petrus scheint ein Rocker zu sein! 100 km weiter westlich quasi im östlichen Westwestfalen war gleichzeitig Land unter. Mir war's egal, ich war ja auf dem Serengeti.

Bevor es jetzt zu den Einzelberichten geht, aber noch ein Dank an Vibra und allen hinter den Kulissen, allen voran Henrik - Great Job!

Nach einer tollen Fahrt durch die Baustellen auf der A2 hatten wir leider die erste Hälfte der Monsters of Liedermaching verpasst, deshalb auch keine Fotos aus dem Graben. Aber die Monsters sind ein klasse Opener, durften auch 'ne Ecke länger spielen als die Bands nach ihnen. Weise Entscheidung der Organisatoren, denn es war jetzt schon gut was los vor der Bühne, wesentlich voller als in den Jahren davor. Also die Monsters of Liedermaching scheinen gezogen zu haben!

Zu sechst saßen die Jungs auf der Bühne, spielten ihre Gitarren und sagen nach bester Liedermacher-Tradition über Gott und die Welt. Hmm, ne' eigentlich doch nicht, eigentlich ging es nur um Sex und ums Saufen, also den wichtigen Sachen im Leben. Hätte auch nicht gedacht, dass sich bei einem so metallastigen Line-Up so viele Leutz für die Monsters begeisterten konnten, aber der gemeine Metal-Head scheint ja wohl auch eine Affinität für die raffinierteren Textekompositionen zu haben.

Die Jungs schienen von dem frühen Publikumszustrom wohl selbst überrascht worden zu sein, hatte man doch noch beim Aufbau Bedenken auf der Festival-Wiese vor ein paar verlorenen Seelen zu spielen. Nix da, auf's Serengeti-Publikum war verlass. Am Ende des Sets hatte ich dann auch schon zwei Bierstand besuche hinter mir, war das 'ne schwüle Hitze und dann noch Musik die zum Trinken animiert, wo sollte dieser Abend nur hinführen.

Kamikaze Queens - Dieser 5er aus Berlin ist so etwas, wie ein 20er-50er-Punk-Rock-Cabaret. Alles klar? Ne echt, die zwei Frontfrauen Trinity and Mad Kate machen eine ordentliche Show, tanzen im Burlesque-Stil der 20er Jahre über die Bühne und entledigen sich dabei ums eine oder andere Bekleidungsteil. War aber auch verdammt warm am Samstag.

Aber nicht nur die Damen konnten punkten, auch die männliche Fraktion hatte was, allen voran Tex Morten an der halbakustischen Gitarre, der auch schon für Mad Sin den 6-Saiter geschwungen hatte. Dazu 'nen schicken Slap-Bass, den die Damen auch gerne mal zum Besteigen in ihren Tanzeinlagen nutzten. Allerdings wurde aus dem großen 4-Saiter schon beim zweiten Song ein 3-Saiter, da sich die hohe Saite direkt verabschiedete. Der Spiellaune der Kombo brachte dies aber kein Abbruch. Fazit: Instrumentiert wie Rock'n Roll der 50er aber immer ordentlich verzerrt und mit eine gehörigen Portion punkingen Rock n' Roll. Klasse Auftritt!

Möchte eigentlich noch wissen ob die Carburetors schon da waren, Kai Kid wird bei den kokettierenden Damen bestimmt Augen gemacht haben.

So, nun durften God Forbid ran, und ich muss sagen, die haben mich echt umgehauen. Hatte God Forbid gar nicht auf meiner Nicht-Verpassen-Liste und ich muss zugeben, die sind bisher auch immer an mir vorbei gegangen, hab' weder eine CD von denen, noch habe ich die Amis je live gesehen. Dabei gibt's die Jungs schon seit mehr als 10 Jahren, shame on me.

Die Musik der Fünf ist ein Mix aus Death, Thrash, und Hardcore, also eigentlich die klassische Schublade Metalcore, aber aus diesem Schubladendenken sind die Jungs wohl schon längst ausgebrochen. Mit den Bands aus diesem Genre kann man sie nun wirklich nicht vergleichen. Besonders Sänger Corey Pierce ist nicht nur optisch auf der Bühne eine Erscheinung, auch sein Organ ist der Hammer. Mir dröhnt es immer noch in den Ohren. Dazu die zwei Gitarren, wobei Gitarrist Doc auch ab und an ein paar mehr oder weniger cleane Vocals zum Besten gibt. Das Ganze wird immer wieder mächtig getrieben von heftiger Double-Bass Unterstützung. Echt ein beeindruckend brachiales Sound-Monster!

Sänger Corey hatte von Beginn an das Publikum im Griff. Da wurde gebangt und das Publikum kam zum ersten Mal an diesem Abend so richtig in Fahrt. So langsam merkte man auch, dass es heute eine ziemlich staubige Angelegenheit werden würde. Beim ersten Circle-Pit dieses Festivals, war der Wiederstand der Wiese vor der Bühne bereits gebrochen und die Staubwolken stoben gen Himmel. Die Sonne, Schweiß, Alkohol und der Staub - so langsam schien es ein richtig geiles Sommer-Festival zu werden.

So, nun zurück zum wesentlichen, Rock'n Roll - Please Welcome from Rockcity Eindhoven Netherlands - Peter Pan Speedrock! Geile Sache, ich muss zugeben, jedes Mal wenn ich die 3 Jungs sehe finde ich das, was die machen besser. Einfach Rock n' Roll ohne jegliche Schnörkel, okay, zu dritt kann man nicht viele Schnörkel machen, aber man kann das Ganze auch zum Kulturgut erheben.

Basser Bart hat seinen Bass irgendwo an den Knien hängen und schlägt ihn irgendwo mittig am Griffbrett an, keine Ahnung wie man so spielen kann. Und wenn man keine hohe Saite braucht, lässt man sie einfach samt Mechanik weg. Mehr als 3 Saiten braucht kein echter Basser, oder?

Dem Publikum gefällt der Punk-Rock-Metal-Kompott der Holländer. Bei dem brachialen Speed gibt es die ersten Staubwolken vor der Bühne. Keine Frage, wenn es um Party machen geht, sind Peter Pan top, bei dem High Speed Rock'n Roll kann man gar nicht anders als abzugehen!

Wer bei The New Black an eine neue Grufti-Band denkt, dem sei gesagt: "Sorry". The New Black ist eine Rock-Band, so rockig, wie Rock zu seien hat, mit cleanem Gesang und Gitarrensolis. Dass diese Band auch unter Kollegen Neugierde verbreitet, zeigte sich durch einige Besuche auch aus dem Backstage-Bereich auf der Festival-Wiese.

Zu Beginn ging Sänger Markus Hammers Stimme leider etwas unter, aber der Serengeti-Mischer bekam das dann doch bald hin. Die New Black brauchten dann auch ein wenig, bis sie das Publikum besser in den Griff bekamen. Dem seichten Beginn folgten dann einige rockige Songs, so dass bald auch im Publikum ordentliche Headbanging Sessions abgehalten wurden.

Markus gab sich redlich Mühe das Serengeti-Publikum zu animieren, so gab es reichlich Ansagen zwischen den Songs. Technisch und Musikalisch gab es an dieser Band nichts auszusetzen, die Drumm-Gewitter waren eine Klasse für sich, aber irgendwie kamen die Leute vor der Bühne nicht so richtig aus dem Quark. Ich schieb's mal darauf, dass die ersten Festival-Geher mit der Wärme, der Sonne, dem Flüssigkeitsverlust und so weiter zu kämpfen hatten.

Elvis Jackson - Genauso nicht-zusammenpassend wie der Bandname ist der Stil der Jungs um Sänger David „Buda“ Kovšca. Sie selbst sehen ihre Musik als Ska-Punk-Hard-Core-Reggae-Metal, man merkt, wie das bei Schublade so ist, einige Bands passen einfach nirgendwo rein.

Der Auftritt der 5 aus Slowenien war auf jeden Fall der seltsamste des diesjährigen Serengetis. Das undefinierbare Bühnenspektakel brachte einigen Spaß, wenn man sich auf die Ironie Budas einlassen wollte. Was bei den Metallern klappt, sollte doch einem gestandenen Ska-Punk-Hard-Core-Reggae-Metal-Sänger und Trompeter auch klappen, also machte der Herr Buda es genauso und setzte zur Animation des Publikums ausgiebig die Finger-Hörnchen ein.

Ein spaßiger Auftritt aber nicht unbedingt der Musikgeschmack des breiten Serengeti-Publikums.

- Auf diesen Auftritt hatte ich mich schon gefreut, ich steh einfach auf die Show und den Sound der 5 Norweger. Richtiger Dicke-Eier-Rock'n-Roll, yeah. Los ging's, wie man es von den letzten wahren Rockern kennt, V8-Motoren-Gedröhne aus den Boxen, rhythmisch dazu pumpende Nebelmaschinen bzw. Rauchmaschinen. Die Band selbst mit dem Rücken zum Publikum und schön die Hände zum Hörnchen gestreckt. Mit 'nem lauten Feuerwerksknall ging's dann los.

Die Show der Jungs ist von vorne bis hinten durchsetzt mit Bilderbuch-Rock'n-Roll-Attitüden. Kai und Stian posen mit Ihren Gittaren über die Bühne, Basser "King O'Men" mimt die coolste Sau der Erde und verzieht keine Miene. Wenn die 5 Carburetors mal irgendwo in eurer Nähe auftreten, nicht zögern, Ticket besorgen hingehen und abrocken! Immer wieder erschraken Böller und Feuerwerks-Fontänen das Publikum, als ob jemand bei der Mucke einschlafen könnte.

Kai turnte mal wieder auf irgendwelchen Boxen rum, sprang ins Publikum, ließ sich über die Menge tragen, spuckte Feuer. Sänger Eddie Guz Testosteron getränkte Stimme, passt zu den Carburetors wie die berühmte Faust auf die Glubschen. Mangels Poserwerkzeug (Instrument), ist Eddie immer schön Breitbeinig auf der "Fast Lane" unterwegs, es scheint so als ob er bei dem Testosteron-Überschuss seine Knie gar nicht mehr zusammen bekommt? Wer weiß?

Die Band zog reichlich Publikum vor die Bühne und zum Ende wurde bis zum Mischpult mitgegangen und abgerockt. Krönender Abschluss, Pyro-Feuerwerk an den Kopfplatten der 6-Saiter, schön rechts und links der Bühne, ein geiles Bild. Zu letzt vernichtet Kai höchst theatralisch seinen Strat-Nachbau und übergibt die Einzelteile ans Serengeti-Publikum. Also, wenn ihr mal eure erste E-Klampfe in gute Hände verticken wollt, passt auf, der Kai Kidd geht um!

Fazit, geile Auftritt der Norweger, die Fan-Basis der letzten wahren Rock'n Roller ist bestimmt nicht kleiner geworden!

Irgendwie bin ich bei diesen durchgestylten Ami-Bands immer sehr skeptisch und kann mir da nie so richtig eine Meinung bilden. Einerseits finde ich solche Sachen immer zu künstlich, andererseits können die Jungs ja häufig auch etwas und wenn's Stimmung macht und das Publikum begeistert, ist es ja auch okay. Static-X ist auch so ein "Ding", einerseits eine Metal-Band mit echt guter Musik, aber mit Sänger Wayne Static ein Typ der sich nie ungestylt vor Zuschauern sehen lassen kann und bestimmt den Inhalt einer halben Flasche Haarspray auf Kopf hat.

Soundtechnisch war der Auftritt eher flau, teilweise richtig matschig. Da half es auch nicht, dass Herr Static seine Frau, die Porno-Darstellerin Tera Wray, leicht bekleidet auf die Bühne rumhüpfen lassen hat. Okay, gucken wollte da ja jeder mal und Aufforderungen, näher zur Bühne zu kommen, waren natürlich überflüssig. Aber das Gehüpfe und Silikongewippe länger als 2 Songs zu begucken reicht dann aber auch.

So, jetzt aber die positiven Aspekte des Gigs. Solides Set der Jungs aus dem sonnigen Californien, dass die Fans vor der Bühne zum Feiern brachte. Hits wie "I’m with Stupid" und "Black And White" wurde begeistert aufgenommen und so zog der Auftritt ordentlich durch, bis schließlich mit "Push it" wieder alles vorbei war. Mich riss die Band zwar nicht wirklich vom Hocker, aber ich war ja auch schon seit einigen Stunden auf den Beinen. Viele der Serengeti-Besucher sahen das anders und feierten Static-X, so wie man es für's Publikum im OWL gewöhnt ist.

Leider wird es jetzt ohne Schreiber ein bisschen knapper im Text, sorry dafür. Was soll man schon zu schreiben. Sänger Phil Anselmo ist einfach Kult und Down haben es einfach drauf. Das Publikum schaltete auch sofort einen Gang höher und war sich bewusst, dass man eine solche Band nicht so schnell wieder auf dem Serengeti sehen wird.

Anthrax gehören einfach zu den Thrash-Metal-Bands überhaupt und sie ziehen immer Ihr Publikum auf die Festivals. Reichlich Kuttenträger moschten zu Scott Ian und Rob Caggianos Gitarren-Sound. Kaum zu glauben was hier abgeht.

Oh Gott, die Bloodhound Gang. Nicht unbedingt mein Fall, aber auf einem Festival absolut sehenswert! Jimmy Pop und Mister Jared Hasselhoff sind schon ne Nummer für sich. Ne runtergelassene Hose und ein geextes Maß Bier, was nach kurzen erbrechen letztlich doch im Magen des Bassers landet sind für die Jungs Routine. Fürs Publikum wahrscheinlich nicht, dem Gejole nach zu urteilen.

Zum Abschluss noch Soulfly. Leider machten sich schon einige Zuschauer auf den Weg nach Hause. Dumm. Sänger Max Cavalera gehört genauso zu den modernen Metal-Helden wie Scott Ian und Phil Anselmo. Sowas darf man sich nicht entgehen lassen. Wir haben den geilen Abschluss des Tages genossen, Soulfly sind echt die Könige des Urban-Thrash-Metal.

Autor: Frank Reins

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