Stuck Mojo - The Great Revival

Stuck Mojo - The Great Revival

Als im Oktober 2008 für die derzeitigen Überflieger Volbeat den Support gaben, merkte man schon, dass sich an ihnen die Geister einiger Musikfans scheiden werden. Mich überzeugten sie live absolut und ich fand die Show der Jungs teilweise echt frischer als die der Dänen (Das soll was heißen). Nun war ich natürlich auf ihr neues Album "The Great Revival" gespannt.

Zurück zu den -Gigs: Bei einige Kommentare, die ich dort hören durfte, bekam ich aber schon einen Hals, "Crossover" sei ja jetzt nicht gerade etwas Neues usw. Hallo! hat das jemand behauptet? Metal ist auch nicht neu und die Jungs machen das ja nicht erst seit gestern! Stuck Mojo lernten bereits 1989 laufen und galten in den 90ern als Pioniere des Rap-Metal und gehörte zu den Gründungsvätern des Crossovers. Während der Crossover-Welle, die später startete, blieben sie allerdings von der kommerziellen Seite gesehen, hinter ihren weichgespülten Kollegen wie Faith No More oder Clawfinger zurück. Ende der 90er zeigten sich die ersten Auflösungserscheinungen und 2001 wurde dann auch das vorläufig letzte Album "Violate This" veröffentlicht.

2006 haben dann Sänger Bonz und Stock Mojo Kopf Rich Ward einen erneuten Versuch unternommen die Band wieder zu beleben, dessen Ergebnis dann die letzte CD "Southern Born Killers" war, allerdings ohne Bonz, sondern mit Rapper Lord Nelson. Die Scheibe wurde Anfang diesen Jahres von Napalm Records auch in Europa veröffentlicht.

So, nun aber zum aktuellen Release The Great Revival! ebenfalls auf Napalm Records. Die Formation blieb diesmal fast unverändert zum letzten Album, mit dabei die Fozzy-Bandkollegen "Sean B. Delson" und "Mike Martin". Der Sprechgesang kommt wieder von Lloyd "Lord" Nelson. Insgesamt ist "The Great Revival" einen Tacken ruhiger, melodischer und weniger aggressive geworden. Ob das nun einfach die stete Entwicklung und Weiterführung des "Southern Born Killers"-Albums oder der Einfluss seiner Bandkollegen ist, bleibt wohl Rich Wards Geheimnis.

Die 12 Songs kommen recht vielschichtig abwechslungsreich daher, so dass es recht schwer ist mit ein oder zwei typischen Songs das Album zu beschreiben oder gar das Album in gut oder schlecht einzuordnen. Der eigentliche Starter 15 Minutes of Fame groovt recht ordentlich, Nelson und Ward teilen sich den Gesang, wobei Wards Stimme immer wieder die Melodien seiner Gitarre aufnimmt. Bereits hier sind Wards heimatliche Wurzeln im Southern-Rock deutlich zu spüren.

Zwei Stücke können zu den härteren metal-lastigen Stücken gezählt werden. The Flood kann im wahrsten Sinne des Wortes als Doom-Flut bezeichnet werden. Zunächst hängen indische Klänge in der Luft, dann schleppen sich Lord Nelsons Raps durch den Song und dann starten mit Wards Gesang die Doom-Riffs gefolgt mit Death-Metal-Grunts. Zwischendrin immer wieder rockige Intermezzos, teils mit Synthie-Orchester-Hintergrund oder mit Sitar-Klängen. Der absolute Stilmix und sehr atmosphärisch.

Bei The Fear ist im Gegensatz dazu von Vorne bis Hinten Tempo angesagt. Mit trashigen Gitarren, sehr aggressiver Rap-Gesang und einer hohen relativ cleanen Gesangsstimme macht dieser 2-Minuten-Kracher deutlich, zu was Stock Mojo mit diesem Line-Up noch fähig ist bzw, fähig wäre, wenn man denn wollte.

Einige Stücke wie Worshipping A False God oder There's A Miracle Comin' kann ich nur als Lückenfüller sehen, und diese Songs erfahren bei mir eigentlich immer die Skip-Taste. Positiv auffallend ist auch das Stück Friends. Hier fällt vor allem Gastsängerin Christie Cooks Stimme ins Gewicht, die scheinbar auch die hohen Parts in The Fear übernommen hat. Christie macht diesen Song zum Melodischsten des Albums.

Mein Favorit ist allerdings Now That You're All Alone. Irgendwie steh ich auf Rich Wards Stimme und hier gibt es Passagen, mit denen könnte er glatt 'ne weitere eigenständige Band mit 'nem eigenen Stil gründen (scheint ja sein Hobby zu sein, wie wär's mit Stoner-Rock-Rap).

Ein kleiner Schocker für mich, war dann allerdings Country Roads - genau das vom "Denver John". Puh, darauf hätte Herr Ward doch bitte verzichten sollen. Vielleicht liegt diese Abneigung aber auch daran, dass der Song hier in Deutschland einen ziemlichen Ballermann-Touch mitbekommen hat. Auch die beiden Superstar Parts können mit ihrem Country-Rap-Rock-Crossover nicht wirklich überzeugen.

Fazit: Man muss sich nicht selbst kopieren, aber auch nicht neu erfinden. Man kann sich auch entwickeln und Stuck Mojo überspringt mit "The Great Revival" einfach ein Loch von 6 Jahren Entwicklung. Insgesamt hat das Album ein paar echt geile Songs zu bieten. Rich Ward zeigt auch als Rock-Sänger Klasse. Lloyd "Lord" Nelson rappt sauberer als damals Bonz und singen kann der Riese auch noch. Der Rest der Band machen dieses Album eingängiger, melodischer und ausgewogener als man es bei den Stuck Mojos des letzten Jahrhunderts gewöhnt war. Das Ganze sauberer produziert als früher. Natürlich wird es auch hier wieder die "Früher waren die besser"-Sager geben. Aber mal Hand auf's Herz, wenn man 6 Jahre keine Platte rausbringt, dann darf man sich schon verändern bzw. weiterentwickeln, oder? Irgendwie wiederholt sich die Geschichte, denn früher kamen Stuck Mojo mit ihrem Metal-Rap auch nicht gut bei der Musikpresse an. Es dauerte, bis sich die Vermischungen im Crossover-Stil etablierten und die "großen" Magazine sich "trauten" positiv über die eigenwilligen Südstaatler zu äußern. Ähnlich scheint es nun auch wieder zu sein.

Autor: Frank Reins

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