Clutch - Strange Cousins From The West

Clutch - Strange Cousins From The West

Wenn es eine Band gibt, bei der ich auf jedes neue Album mit Spannung warte, dann sind dies die Amis Clutch. Bei weiß man ja nie in welche Richtung das nächste Album gehen wird. Es ist schon erstaunlich, wie Neil Fallon und seine Jungs immer wieder den Spagat schaffen Neues auszuprobieren und dabei nie ihren Wiedererkennungswert verlieren.

War ihr letztes Album „From Beale Street to Oblivion“ noch mit einer gehörigen Portion Blues versehen, tritt diese Tendenz mit „Strange Cousins“ zugunsten einer rifflastigen düsteren Rockstimmung wieder in den Hintergrund. Insgesamt scheint irgend etwas zu fehlen, dass mich auf den letzten 3 Alben so schnell mitwippen ließ. Es dauerte ein wenig, bis es mir aufgeht, es ist die Hammond-Orgel, die seit der „Robot Hive/Exodus“ von Mick Schauer quasi als 5tes Bandmitglied gespielt wurde. Nach kurzer Recherche im Internet war's dann klar, Mick Schauer ist nicht mehr dabei, weder bei „Clutch“ noch beim Side-Projekt Bakerton Group.

Ob's nun gut oder schlecht ist, das will ich hier und jetzt echt nicht bewerten. Vielleicht hat's sich einfach überdauert, auch wenn die neuste Clutch-Scheibe dadurch einiges an Eingängigkeit und Ohrwurm-Potential verliert. Zum Glück gibt es aber auch auf „Strange Cousins From The West“ wieder Songs, die genau diese Ohrwurm-Regel durch ihr Gegenteil bestätigen, allen voran „50,000 Unstopable Watts“. Boah, geht sofort ins Ohr und bei der zweiten Refrain-Wiederholung bin ich schon am mitsingen. Kopf und Muskeln stillhalten geht gar nicht.

Den Stoner in Neil Fallon und seine Mannen macht wohl der Song Abraham Lincoln am deutlichsten. Düster staubige Riffs ohne Schnörkel, wobei die Snare ordentlich Gewitterstimmung verbreitet, herrlich. Leider lagen meinem Promo keine Lyrics bei, was bei natürlich ein herbes Manko ist, denn Neils Wortspiele und Ironie sind legendär und Titel wie „Abraham Lincoln“ oder „Let A Poor Man Be“ plus die Satzfetzen, die ich verstehen konnte, lassen einiges vermuten.

„The Amazing Kreskin“ ist auch wieder so ein typischer stimmungsgeladener Clutch-Song. Staubige Terrasse irgendwo an einer Highway-Tankstelle, Sonnenuntergang und Neil, Tim, Dan und Jean Paul spielen bei einem guten Tennessee-Whiskey. Kreischende Gitarren und lockere Riffs untermalen die ganze Szenerie.

Einen richtig geilen Rocksong haben sich die Jungs dann doch noch bis zum Schluss aufgehoben. Also „Ha Cambiado“ nimmt noch einmal richtig Tempo auf und man ist plötzlich richtig enttäuscht, wenn der Player nach diesem Song stumm bleibt. Aus!

Das 9. Studioalbum der Band aus Maryland unterstreicht nochmal, dass sich auch großartige Bands nach fast 20 Jahren noch entwickeln. Wer auf die Orgel der letzten 3 Alben stand, wird vielleicht etwas enttäuscht sein, wem die Orgel aber schon ein wenig auf die Nerven ging, für den kommt dieses Album genau richtig, denn Tim Sult zeigt hier, dass auch eine Gitarre fähig ist, den Blues einer Orgel zu liefern. Insgesamt wirkt das Album simpler, im Sinne von „Simplify your Sound“. Aber der Verzicht auf ablenkenden Zierrat unterstreicht nochmal die Instrumentenbeherrschung und den bodenständigen Sound dieser in Deutschland absolut unterbewerteten Band.

Die Tracks des Albums:

  1. Motherless Child
  2. Struck Down
  3. 50,000 Unstoppable Watts
  4. Abraham Lincoln
  5. Minotaur
  6. The Amazing Kreskin
  7. Witchdoctor
  8. Let a Poor Man Be
  9. Freakomonics
  10. Also Ha Cambiado

Autor: Frank Reins

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